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Ein Bild von: Präsident des IBFG, Karl Arne Geijer, der Regierende Bürgermeister von Berlin, Willy Brandt, der DGB-Vorsitzende Willi Richter und der Generalsekretär des IBFG, Omar Becu

Nach dem Ende des „Systemkonflikts“: Die Integration der Gewerkschaften in den aufstrebenden Industrieländern des Südens

Im Oktober/November 2006 schließt sich der IBFG mit dem Weltverband der Arbeitnehmer (WVA), der 1968 aus dem Internationalen Bund Christlicher Gewerkschaften (IBCG) hervorgeht und dem 144 Mitgliedsorganisationen in 116 Ländern, vorwiegend Entwicklungsländern, angehören, und acht weiteren Gewerkschaften zum Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB) zusammen.

Der DGB-Vorsitzende Michael Sommer wird 2006 zum Vize-Präsidenten und 2010 zum Präsidenten des IGB gewählt. Die wichtigsten Ziele des IGB sind: Durchsetzung weltweit einheitlicher Gewerkschafts- und Menschenrechte; Bekämpfung von Rassismus; Festlegung von Mindeststandards für die Arbeitsbedingungen (Arbeitsschutz, Arbeitszeit usw.) weltweit; Verbot von Kinder- und Sklavenarbeit; Gegenmacht gegen Multinationale Konzerne, z.B. durch die Bildung bzw. durch den Ausbau der Rechte von europäischen bzw. internationalen Betriebsräten; Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen und Institutionen, insbes. der IAO.

Die Integration der Gewerkschaften in den aufstrebenden Ländern des Südens in die internationale Gewerkschaftszusammenarbeit ist eine große Aufgabe. Die Arbeits- und Lebensbedingungen in den „alten“ und „neuen“ Industrieländern sind sehr unterschiedlich. Vielfach sind gerade niedrige Lohn-, Sozial- und auch Umweltstandards die Voraussetzung für das „Geschäftsmodell“ der aufstrebenden Länder. Und umgekehrt sind die Gewerkschaften in den etablierten Industriestaaten kaum bereit und in der Lage, den Gewerkschaften in den ärmeren Staaten mehr als finanzielle und ideelle Förderung zukommen zu lassen. Eine Absenkung der eigenen Sozialstandards zugunsten einer gerechteren Weltwirtschaftsordnung kommt für sie nicht in Frage. Verschärft wird diese Konfliktlage aktuell durch die Herausforderung des Klimawandels. Wie eine faire Lastenverteilung zwischen den Ländern, die seit Jahrzehnten Wirtschaftswachstum und Wohlstand auch der Ausbeutung der Natur verdanken, und den Ländern, die den Klimawandel nicht verschuldet, aber die Folgen zu tragen haben, aussehen kann, ist hoch umstritten.

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