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Chronik der Gewerkschaftsbewegung: 1981 bis 2000

Bedeutende Ereignisse in der Geschichte der Gewerkschaftsbewegung von 1981 bis 2000: Gründungen, Streiks, politische Einflüsse und mehr.

1. Januar Die IG Holz und Kunststoff schließt sich der IG Metall an.

Mai Die vom DGB-Bundesvorstand eingesetzte Kommission Rechtsextremismus legt ihren Schlussbericht vor. Er zeigt, dass sich auch in der Gewerkschaftsmitgliedschaft nationalistische und fremdenfeindliche Vorurteile finden lassen.

9. November Frank Bsirske wird zum Vorsitzenden der ÖTV, dann am 20. März 2001 zum Vorsitzenden von Ver.di gewählt. Er ist der erste Vorsitzende einer Einzelgewerkschaft, der der Partei Bündnis 90/Die Grünen angehört.

Oktober Klaus Zwickel (IG Metall) erhebt die Forderung nach der Einführung der „Rente mit 60“ Jahren. 

Oktober Wissenschaftliche Konferenz des DGB aus Anlass des 50-jährigen DGB-Jubiläums in München zieht eine Bilanz der bisherigen DGB-Politik. 

Auf mehreren Kongressen der beteiligten Gewerkschaften wird die Gründung der Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft (Ver.di) beschlossen. Darin gehen ein die Gewerkschaften ÖTV, Post, Handel, Banken und Versicherungen (HBV) und Medien sowie die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG).

1. April Anschluss der Gewerkschaft Textil und Bekleidung an die IG Metall.

8.-12. Juni Der 16. DGB-Kongress tagt in Düsseldorf; er beschließt u.a. eine Neuverteilung der Aufgaben zwischen DGB und Einzelgewerkschaften; außerdem fordert er die Einsetzung einer „Kommission Rechtsextremismus“, die nationalistische und fremdenfeindliche Tendenzen in der deutschen Bevölkerung, also auch in der Gewerkschaftsmitgliedschaft, untersuchen soll.

In der Debatte um den „Großen Lauschangriff“ wenden sich die Gewerkschaften gegen ein Ausdehnung der staatlichen Befugnisse.

27. September Bundestagswahl, Bildung einer rot-grünen Koalitionsregierung von Gerhard Schröder (SPD) und Joschka Fischer (Bündnis 90/Die Grünen).

7. Dezember Erstes Treffen des Bündnisses für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit. Bis Januar 2002 folgen sieben weitere Treffen.

Januar Der DGB veröffentlicht das „Sofortprogramm für mehr Beschäftigung“; darin geht es um die Halbierung der Überstunden, um Arbeitszeitverkürzung und um ein staatliches Investitionsprogramm.

14. Februar 200.000 Menschen bilden ein 93 km langes „Band der Solidarität“ durch das Ruhrgebiet für die Erhaltung der Steinkohlenförderung.

Februar Herbert Mai (ÖTV) schlägt vor, die Arbeitszeit im öffentlichen Dienst ohne vollen Lohnausgleich zu verkürzen, um damit neue Arbeitsplätze zu schaffen.

10. bis 14. März Mahnwoche der IG Bau – Agrar – Umwelt gegen den Abbau von Stammarbeitsplätzen, Lohn- und Sozialdumping, Scheinselbstständigkeit und illegale Beschäftigung.

März Der DGB veröffentlicht das Aktionsprogramm „Für Arbeit und soziale Gerechtigkeit“.

6.–10. Oktober Gründung der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IG BCE) aus dem Zusammenschluss von IG Bergbau und Energie, IG Chemie, Papier, Keramik und Gewerkschaft Leder.

Dezember Olaf Henkel, der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) ermuntert die Arbeitgeber, gegen die laufenden Tarifverträge zu verstoßen, um deutlich zu machen, dass die vereinbarten Arbeitsbedingungen nicht tragbar seien.

1. Januar Gründung der IG Bauen – Agrar – Umwelt (IG BAU), entstanden aus dem Zusammenschluss von IG Bau – Steine – Erden und Gewerkschaft Gartenbau-, Land- und Forstwirtschaft.

1. Januar Die 2. Stufe der Pflegeversicherung tritt in Kraft.

1. März Das Arbeitnehmerentsendegesetz tritt in Kraft.

März Die IG Chemie vereinbart mit den Arbeitgebern einen „Solidarpakt für Standort und Beschäftigungsförderung“.

8. Mai Zusammen mit Kirchen und Sozialverbänden veranstalten die Gewerkschaften in Köln einen „Sozialgipfel“, der eine Sozialstaats-Charta verabschiedet.

15. Juni Zusammen mit Kirchen, Sozialverbänden und Frauen-, Bürger- und Arbeitsloseninitiativen veranstalten die Gewerkschaften in Bonn eine Kundgebung „Für Arbeit und soziale Gerechtigkeit“.

23. Juli Verabschiedung des Altersteilzeitgesetzes. Es räumt Arbeitnehmern das Recht auf früheren Übergang in die Rente ein.

13.-16. November Der 5. Außerordentliche DGB-Kongress in Dresden verabschiedet ein neues Grundsatzprogramm, das durch die im Zuge der Deutschen Einheit veränderten Rahmenbedingungen erforderlich ist.

Januar Auf Vorschlag der Gewerkschaften tritt der „Beschäftigungsgipfel“ zusammen.

Juli Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu § 116 des Arbeitsförderungsgesetzes: Die geltende gesetzliche Regel wird akzeptiert; sollte sich jedoch herausstellen, dass davon eine Einschränkung des Streikrechts ausgehe, müsse sie geändert werden.

Oktober Klaus Zwickel (IG Metall) schlägt die Bildung eines „Bündnisses für Arbeit“ vor, an dem sich Gewerkschaften, Arbeitgeber und Regierung beteiligen sollen, um für den Abbau der Arbeitslosigkeit zu sorgen.

Oktober Mehrere Einzelgewerkschaften (NGG, IG Medien, HBV, GTB und GHK) fordern die Umgestaltung des DGB zu einer Mitgliederorganisation.

1. Januar Die erste Stufe der Pflegeversicherung tritt in Kraft, von den Gewerkschaften als überfälliger Schritt begrüßt; das Finanzierungskonzept (Verzicht auf einen Feiertag) wird kritisiert.

9. Mai Tod des DGB-Vorsitzenden Heinz-Werner Meyer.

13.-17. Juni Der 15. Bundeskongress in Berlin wählt Dieter Schulte zum Nachfolger des verstorbenen Heinz-Werner Meyer an die Spitze des DGB; Schulte hat dieses Amt bis 28. Mai 2002 inne. Der Kongress fasst u.a. einen wichtigen Beschluss zur Reform der Organisationsstruktur und schlägt einen Beschäftigungsgipfel vor.

1. Juli Änderung des gesetzlichen Arbeitszeitrechts erhöht die Flexibilität.

Juli Die Gewerkschaften fordern eine „Fünf-Wege-Strategie für mehr Beschäftigung“. 

Spätsommer Während des Bundestagswahlkampfes gibt der DGB-Bundesvorstand „Anmerkungen zur Programmatik und Politik der PDS“ heraus.

Arbeitskämpfe vor allem in der Metallindustrie und in der Druckindustrie.

Der Begriff der Gemeinwirtschaft aus dem Namen der Beteiligungsgesellschaft für Gemeinwirtschaftliche Unternehmen (BGAG) gestrichen; von nun an heißt sie Beteiligungsgesellschaft der Gewerkschaften AG.

Februar/März Tarifkonflikt in der Stahl- und in der Metallindustrie der Neuen Bundesländer nach der Kündigung der Tarifverträge durch die Arbeitgeber: Einigung auf eine längere Streckung der Lohnanpassung an das West-Niveau.

10. Oktober Die Bayrische Staatsregierung ordnet eine Arbeitszeitverlängerung für Landesbeamte an.

Oktober Klaus Zwickel (IG Metall) schlägt ein Moratorium in der Lohnfrage vor, wenn dafür verbindlich Arbeitsplätze gesichert werden.

15. Dezember Abkommen bei VW, nach dem die Arbeitszeit auf 28,8 Stunden pro Woche und die Löhne um etwa 10 Prozent gesenkt werden, um damit Arbeitsplätze zu sichern.

Der DGB stellt sich mit der „Aktion Gegenwehr“ gegen die Politik der sozialen Kürzungen.

25. April Beginn eines zwölftägigen Streiks im öffentlichen Dienst der alten Bundesländer um Lohnerhöhung. Trotz des mageren Ergebnisses und der nicht ausreichenden Zustimmung bei der zweiten Urabstimmung erklärt die ÖTV-Führung den Streik für beendet.

7. Oktober Der DGB-Ausschuss verabschiedet eine Erklärung gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt und für Demokratie und Toleranz.

Arbeitskampf in der Stahlindustrie.

29. Januar Manfred Schell wird zum Vorsitzenden der zum Deutschen Beamtenbund (DBB) gehörenden Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) gewählt; er hat dieses Amt bis 6. Mai 2008 inne.

März Die IG Metall legt ein Wirtschafts-und Beschäftigungsprogramm für die neuen Bundesländer vor.

13. April DGB, DAG und Treuhandanstalt vereinbaren einen Sozialplanrahmen bei Entlassungen.

1. Mai Die Mai-Kundgebungen stehen im Zeichen der Forderung „Soziale Einheit in Frieden und Freiheit“ und der Kritik an der deutschen Außen- und Verteidigungspolitik 

Juli Bundesarbeitsgerichtsurteil zum Aussperrungsrecht präzisiert die Bedingungen für die Angemessenheit von Aussperrungen.

1. September Die Gewerkschaften nehmen am „Antikriegstag“ gegen drohende militärische Konflikte Stellung.

Westdeutschland

2. Februar IG Metall-Vorstand verabschiedet ein Positionspapier „Weiterentwicklung der Demokratie und soziale Gerechtigkeit“, in dem „Gewerkschaftliche Perspektiven der Vereinigung der beiden deutschen Staaten“ skizziert werden.

27. Februar IG Metall (DGB) und IG Metall (FDGB) unterstützen in einer gemeinsamen Erklärung den Prozess der deutschen Einheit.

7. März Der Bundesausschuss des DGB erklärt seine Bereitschaft, den Aufbau freier und unabhängiger Gewerkschaften in der DDR zu fördern.

9. März Gemeinsame Erklärung von DGB und BDA zur Entwicklung einer einheitlichen Wirtschafts- und Sozialordnung in beiden deutschen Staaten.

18. April Der Bundesauschuss des DGB erklärt als Ziel die Schaffung einer einheitlichen Gewerkschaftsbewegung in Deutschland unter dem Dach des DGB, Bruch des DGB mit dem FDGB.

Mai IG Metall und Metallarbeitgeber einigen sich in Nordbaden/Nordwürttemberg auf Einstieg in die 35-Stunden-Woche zum 1. Oktober 1995

23. – 28. Mai Der 14. DGB-Kongress in Hamburg wählt Heinz Werner Meyer als Nachfolger von Ernst Breit zum DGB-Vorsitzenden; er hat dieses Amt bis zu seinem Tode am 9. Mai 1994 inne. Der Kongress beauftragt den Bundesvorstand, alle Vorbereitungen für den Zusammenschluss der Gewerkschaftsbewegungen und zum Verkauf der gemeinwirtschaftlichen Unternehmen zu treffen.

1. Juli Herstellung der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion.

2. Juli DGB, DAG und BDA veranstalten unter der Schirmherrschaft des Bundesarbeitsministers einen Kongress zum Thema „Qualifizierung für den deutschen Arbeitsmarkt“.

20. Juli Der DGB-Bundesvorstand publiziert seine sozialpolitischen Forderungen für den deutschen Einigungsprozess.

30. Juli DGB-Bundevorstand und Sprecherrat der Gewerkschaften der DDR legen einen Forderungskatalog zum Einigungsvertrag vor

18. September Heinz Werner Meyer (DGB) und Klaus Murmann (BDA) legen auf einer gemeinsamen Pressekonferenz eine Erklärung „Für mehr Beschäftigung in der DDR“ vor

September Zwei-plus-Vier-Gespräche. 

3. Oktober Vollzug der Deutschen Einheit – von den Gewerkschaften einmütig begrüßt.

 

Ostdeutschland

15. Januar Erstürmung der Berliner Stasi-Zentrale.

31. Januar – 1. Februar Auf dem Außerordentlichen FDGB-Kongress werden die Entwürfe für eine neue FDGB-Satzung, zur Änderung der DDR-Verfassung, für ein eigenes Gewerkschaftsgesetz und für ein Aktionsprogramms diskutiert. Nach kontroverser Debatte, in der es u.a. um die demokratische Legitimation von Delegiertenmandaten, um Amtsmissbrauchs- und Korruptionsvorwürfe an die Adresse der FDGB-Führung und letztlich – in der Debatte um ein Aktionsprogramm – um die Selbsterneuerung der Gewerkschaften geht, bleiben die Reformbeschlüsse hinter den Erwartungen zurück. Die Umwandlung des FDGB in einen Gewerkschaftsbund eröffnete allerdings die Möglichkeit, dass sich in der Folgezeit die Kontakte zu den Gewerkschaften der Bundesrepublik Deutschland intensivieren konnten. Als neue Vorsitzende des FDGB wird Helga Mausch gewählt, die Mitglied der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NDPD), also nicht der SED ist. Sie hat das Amt bis zum 9. Mai 1990 inne.

4. Februar Die SED-Partei des Demokratischen Sozialismus nennt sich um in Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS). 

9. Februar Gründung des Christlichen Gewerkschaftsbundes in der DDR

24. Februar Gründung des Interessenverbandes Beamtenbund der DDR (IBB) in Anwesenheit von Vertretern des DBB aus der Bundesrepublik Deutschland.

Februar Michail Gorbatschow, Helmut Kohl und Hans Modrow beraten über die Möglichkeit einer deutschen Einheit. 

2. März Gründung einer Angestelltengewerkschaft für das Land Sachsen, mit Unterstützung 

4. März Die Initiative für Unabhängige Gewerkschaften in der DDR (IUG) publiziert einen Bericht über den Stand der alternativen Gewerkschaftsbewegung in der DDR und über die Pläne zur Gründung einer Unabhängigen Gewerkschaftsbewegung (UGB). 

6. März Verabschiedung des Gewerkschaftsgesetzes durch die Volkskammer, mit dem der Einfluss des FDGB auf das politische Leben und in den Betrieben der DDR festgeschrieben werden soll. 

18. März Aus den freien Volkskammerwahlen geht die von der CDU geführte Allianz für Deutschland mit über 40 Prozent als Sieger hervor; die SPD erhält 21,8, die aus der SED hervorgegangene PDS 16,4 Prozent der Stimmen

12. April Lothar de Maizière (CDU) wird zum Ministerpräsidenten einer Koalitionsregierung (CDU, SPD, Deutsche Soziale Union, Demokratischer Aufbruch und Bund Freier Demokraten – Die Liberalen) gewählt. 

27.-28. April Die IG Chemie der DDR stimmt auf ihrer Zentraldelegiertenkonferenz in Bernau für den Zusammenschluss mit der IG Chemie der Bundesrepublik Deutschland, woraufhin im Mai ein Kooperationsabkommen unterzeichnet wird 

9. Mai Gründung der ÖTV in der DDR

9. Mai Die Vorsitzenden der 20 Einzelgewerkschaften des FDGB beschließen, dessen Auflösung einzuleiten. Als vorläufiger Dachverband wird ein „Bund der Vorsitzenden der Industriegewerkschaften und Gewerkschaften“ gebildet, der von einem dreiköpfigen Sprecherrat vertreten wird. Dieser löst den bisherigen Vorstand des FDGB ab.

10. Mai Der Vorsitzende des gerade gebildeten Sprecherrats, Peter Rothe, und Ernst Breit, der DGB-Vorsitzende, treffen sich, um über den Vereinigungsprozess der Gewerkschaften zu beraten. 

24. Juni Der Interessenverband Beamtenbund der DDR (IBB) konstituiert sich als Gewerkschaftsverband Beamtenbund (GBB).

28. Juni Aufhebung des Gewerkschaftsgesetzes vom 6. März 1990

1. Juli Die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR tritt in Kraft. 

31. August Unterzeichnung des Einigungsvertrags. 

12. September Die Siegermächte des Zweiten Weltkrieges stimmten mit den Zwei-plus-Vier-Gesprächen der Deutschen Einheit zu.

14. September Der letzte Kongress des FDGB beschließt dessen Auflösung.

25. September Aufnahme des Gewerkschaftsverbandes Beamtenbund (GBB) als Landesverband in den Deutschen Beamtenbund (DBB).

3. Oktober Vollzug der Deutsche Einheit durch den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland.

 

Nach der Deutschen Einheit

5. Oktober Der DGB ruft dazu auf, die deutsche Einheit sozial zu gestalten.

5.-6. Oktober Die IG Metall der DDR beschließt auf ihrer Zentraldelegiertenkonferenz die Auflösung des Verbandes; die Mitglieder werden aufgefordert, in die IG Metall der Bundesrepublik Deutschland einzutreten.

13. Oktober Die 11. Generalversammlung des Gesamtverbandes der Christlichen Gewerkschaften Deutschlands beschließt den Zusammenschluss mit den Christlichen Gewerkschaften der Neuen Bundesländer 

1. November Die ÖTV der Bundesrepublik Deutschland dehnt ihr Organisationsgebiet auf die 

17. Dezember Im Berliner Haus der Demokratie trifft sich die „Initiative für kritische Gewerkschaftsarbeit”, die aus der in der Endphase der DDR gegründeten Unabhängigen Gewerkschaftsbewegung (UGB) hervorgegangen ist.

Westdeutschland

1. Mai Kundgebungen stehen unter dem Motto Schaffung eines „Sozialen Europas“.

1. Mai Die Verkürzung der Wochenarbeitszeit in der Textilindustrie um eine Stunde tritt in Kraft, ab 1. Mai 1990 um eine weitere halbe Stunde.

September Besuch von Harry Tisch, Vorsitzender des FDGB, beim Düsseldorfer DGB-Vorstand. Dem Besuch sind mehrere Treffen seit 1985 vorausgegangen.

10. Oktober ÖTV beschließt die Unvereinbarkeit der Gewerkschaftsmitgliedschaft mit der Mitgliedschaft bei den Republikanern.

9. November Öffnung der Mauer.

22. November IG Metall bietet auf ihrem Gewerkschaftstag ihre Hilfe beim Aufbau unabhängiger Gewerkschaften in der DDR an. 

26. November IG Metall beschließt die Unvereinbarkeit der Gewerkschaftsmitgliedschaft mit der Mitgliedschaft bei den Republikanern.

Dezember DGB und Einzelgewerkschaften beginnen eine Beratertätigkeit für die FDGB-Abteilungen zur Umstrukturierung zu Industriegewerkschafen und zur Einstellung auf die Bedingungen einer Marktwirtschaft.

 

Ostdeutschland

Mai Demonstrationen gegen die Wahlfälschung bei den Kommunalwahlen. 

August/September Eine anwachsende Fluchtbewegung über die Tschechoslowakei und Ungarn destabilisiert die DDR.

September Besuch von Harry Tisch beim DGB-Vorstand in Düsseldorf.

7. Oktober Die Feierlichkeiten zum 40. Geburtstag der DDR werden von Protesten begleitet. 

7. Oktober Mit der Gründung der Sozialdemokratischen Partei der DDR (SDP) in Schwante wird das Parteienmonopol der SED und der von ihr instrumentalisierten Blockparteien durchbrochen. 

16. Oktober Harry Tisch betont in der Jungen Welt, „wer die Gewerkschaften benutzen will, um unter ihrem Schirm gegen den Staat aufzutreten, der ist bei uns in der DDR am falschen Platz“. 

17. Oktober Erich Honecker wird als Generalsekretär der SED zum Rücktritt gezwungen. Einen Tag später wird Egon Krenz zu seinem Nachfolger bestimmt, der anderthalb Monate später von Hans Modrow abgelöst wird.

3. November Harry Tisch erklärt seinen Rücktritt. Seine Nachfolgerin an der Spitze des FDGB wird Annelies Kimmel, die zuvor den Ost-Berliner FDGB geleitet hatte. Sie hat dieses Amt bis 9. Dezember 1989 inne.

4. November In Berlin-Ost geht die Initiative für Unabhängige Gewerkschaften in der DDR (IUG) an die Öffentlichkeit. 

8.-10. November Das auf der Tagung des Zentralkomitees der SED verabschiedete Aktionsprogramm zielt auf den Aufbau einer „an den Marktbedingungen orientierten Planwirtschaft“ und spricht dem FDGB die Funktion eines „Instruments der demokratischen Gegenkontrolle“ zu.

9. November Am Abend erfolgt die „Maueröffnung“. 

29. November Wegen aufkommender Vorwürfe über den unsachgemäßen Einsatz von Finanzmitteln des FDGB und den persönlichen Lebensstil wird Harry Tisch auf der Tagung des FDGB-Bundesvorstandes aus dem FDGB ausgeschlossen. In der selben Sitzung plädiert die IG Metall (im FDGB) dafür, den FDGB in einen Dachverband selbstständiger Einzelgewerkschaften umzuwandeln und deswegen einen außerordentlichen FDGB-Kongress einzuberufen.

1. Dezember Die Volkskammer ändert die DDR-Verfassung und streicht den Hinweis auf die Führungsrolle der SED. 

3. Dezember Verhaftung Harry Tischs. 

9. Dezember Der FDGB-Vorstand tritt zurück. Die Führung des FDGB wird einem Vorbereitungskomitee für den Außerordentlichen FDGB-Kongress übertragen, das von Werner Peplowski (SED), dem Chef der IG Druck und Papier im FDGB, geleitet wird.

17. Dezember Auf einem mehrtätigen Sonderparteitag (8.-9. und 16.-17. Dezember) nennt sich die SED um in SED-Partei des Demokratischen Sozialismus.

20. Dezember Aufruf von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in 40 Berliner Betrieben zur Gründung einer Unabhängigen Gewerkschaft, da „der FDGB nicht ausreichend reformierbar” sei.

Westdeutschland

Februar/März Mit eine Reihe von Warnstreiks erkämpfte die ÖTV einen ersten Schritt zur Arbeitszeitverkürzung im Öffentlichen Dienst – bis 1990 auf 38,5 Stunden.

Protestwoche gegen den Regierungskurs.

Juli Der als „Jahrhundertvertrag“ gefeierte Tarifvertrag der Chemie-Industrie tritt in Kraft, in dem erstmals eine einheitliche Entgeltstruktur für Arbeiter(innen) und Angestellte vereinbart wird. Außerdem wird eine Arbeitszeitverkürzung um eine Stunde ab Sommer 1989 vereinbart; für Arbeitnehmer über 58 Jahre gilt dann nur noch eine Arbeitszeit von 35 Stunden pro Woche.

7. September Der DGB stellt sein neues Aktionsprogramm der Presse vor, in dessen Zentrum Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und zum Umweltschutz stehen.

Oktober Tagung der IG Metall „Die andere Zukunft. Solidarität und Freiheit“.

November Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen Coop-Manager wegen des Verdachts des Prospektbetrugs. Das Verfahren endet 1993/94 mit der Verurteilung der verantwortlichen Manager.

Das Mitbestimmungsergänzungsgesetz zur Sicherung der Montanmitbestimmung in Konzern-Obergesellschaften wird verabschiedet. Dagegen klagt die Aktionärsgemeinschaft der Mannesmann AG; das Urteil im März 1999 erklärt die Regelung für teilweise verfassungswidrig.

Westdeutschland

11. Februar Der DGB-Bundesvorstand beschließt den Verkauf zahlreicher gemeinwirtschaftlicher Unternehmen; ausgenommen sollen nur diejenigen bleiben, die direkt der Unterstützung der gewerkschaftlichen Arbeit dienen. Die Beteiligungsgesellschaft der Gemeinwirtschaft (BGAG) wird von 1987 bis 1997 von Hans Matthöfer geführt.

22./23. April Nach Warnstreiks einigen sich IG Metall und Gesamtmetall auf die Reduzierung der Wochenarbeitszeit auf 37 Stunden ab 1. April 1989.

7.-11. September Bundeskanzler Helmut Kohl empfängt Erich Honecker zu einem Staatsbesuch in der Bundesrepublik Deutschland.

14. Oktober DGB-Konferenz „Gewerkschaften und Gemeinwirtschaft“ diskutiert den weitgehenden Ausstieg aus der Gemeinwirtschaft.

Dezember Protestaktionen gegen Massenentlassungen im Krupp-Stahlwerk in Duisburg Rheinhausen.

Roland Issen wird zum Vorsitzenden der DAG gewählt. Er hat dieses Amt bis zur Gründung von Ver.di, in die die DAG 2001 eingeht, inne. 

Westdeutschland

6. März Über eine Million Arbeitnehmer demonstrieren gegen die von der Regierung geplante Änderung von § 116 des Arbeitsförderungsgesetzes, in dem die Neutralität der Bundesanstalt für Arbeit im Arbeitskampf geregelt wird. Die Gesetzesvorlage wird dennoch am 20. März 1986 mit nur geringfügigen Änderungen verabschiedet.

25.-30. Mai Der 13. DGB-Bundeskongress in Hamburg berät über die aktuelle wirtschafts- und sozialpolitische Lage.

September Verkauf der Neuen Heimat für den symbolischen Preis von 1 Mark und Rückkauf durch die Gewerkschaften sowie Einsetzung eines Treuhänders.

Oktober Der DGB publiziert „Wahlprüfseine“ für die Bundestagswahl am 25. Januar 1987. An den Wahlprüfsteinen entzündet sich erneut ein Konflikt um die parteipolitische Ausrichtung des DGB und seiner Mitgliedsgewerkschaften.

 

Ostdeutschland

17.-21. April Der XI. Parteitag der SED tagt in Berlin. Der Besuch M. Gorbatschows stellt die SED vor die Notwendigkeit, sich mit seiner Reformpolitik auseinanderzusetzen. Die DDR-Führung unter Honecker lehnt Reformen ab, die zu einer Demokratisierung und Pluralisierung der Gesellschaftssysteme führen könnten.

Auf dem letzten regulären SED-Parteitag betont Harry Tisch auch im Namen „Millionen parteiloser Gewerkschafter“: „Wir sind mit Dir, Partei!“ Es sei „erstes Recht und erste Pflicht, […] unter der Führung der Partei weiterhin alles zu tun für Sozialismus und Frieden, für die weitere Stärkung unseres sozialistischen Staates. Das ist und bleibt unser gewerkschaftliches Lebensgesetz.“

Westdeutschland

März Start der DGB-Mitbestimmungsinitiative mit der Konferenz „Vollbeschäftigung, Mitbestimmung, Technikgestaltung“ in Köln.

März Der DGB-Bundesvorstand verabschiedet das Konzept „Umweltschutz und qualitatives Wachstum“.

19. April Verabschiedung des Beschäftigungsförderungsgesetzes, das die Möglichkeit zum Abschluss von befristeten Arbeitsverträgen erweitert.

14.-20. Oktober DGB Protestwoche unter dem Motto „Solidarität ist unsere Stärke“ gegen die Politik der Regierung Kohl/Genscher, der Abbau der Arbeitnehmerrechte, Verschleuderung von Staatsvermögen und unsoziale Sparpolitik vorgeworfen werden.

Verkauf der Coop AG.

IG Druck und Papier und Gewerkschaft Kunst schließen sich zu einer Kartellgewerkschaft und am 15. April 1989 zu einer Mitgliedergewerkschaft zusammen.

 

Ostdeutschland

11. März Michail Gorbatschow wird zum Generalsekretär der KPdSU gewählt. Selbst mit großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten kämpfend, setzt er ab Februar 1986 mit den Forderungen nach Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umbau) zur Reform der Sowjetunion an.

Westdeutschland

28. Mai Großdemonstration in Bonn: 200.000 Menschen setzen sich für die Einführung der 35-Stunden-Woche ein.

Mai – Juli Arbeitskampf in der Metallindustrie Nordwürttemberg-Nordbaden und Hessen für die Einführung der 35-Stundenwoche. Ergebnis: Arbeitszeitverkürzung um 1,5 Stunden.

12. April – 6. Juli Schwerpunktstreiks in der Druckindustrie für die Einführung der 35-Stundenwoche.

Oktober Einführung der 38-Stundenwoche in der Stahlindustrie.

Westdeutschland

Mai Historisch-politische Konferenz des DGB in Dortmund „Aufstieg des Nationalsozialismus, Untergang der Republik, Zerschlagung der Gewerkschafen“.

Juli Die Bundesregierung stützt die DDR-Wirtschaft mit einem von Franz-Josef Strauß (CSU), dem bayrischen Ministerpräsidenten, vermittelten Milliardenkredit. Dafür wurden von der DDR Selbstschussanlagen an der Grenze abgebaut. Außerdem wurden Reisen in die DDR erleichtert. 

November DGB-Konferenz „Bildung für alle – Fördern statt auslesen“.

Westdeutschland

15.-22. Mai Der 12. DGB-Bundeskongress in Berlin wählt Ernst Breit als Nachfolger von Heinz-Oskar Vetter zum Vorsitzenden des DGB. Er hat dieses Amt bis zum 23. Mai 1990 inne. Sein Nachfolger wird Heinz-Werner Meyer.

Anfang des Jahres Erste Nachrichten über die schwerwiegende finanziellen Probleme der Neuen Heimat werden öffentlich bekannt.

10. Juni Friedensdemonstration auf der Bonner Hofgartenwiese gegen die „Nachrüstung“, mit Beteiligung der Gewerkschaften. 

29. September Monika Wulf-Mathies wird als Nachfolgerin von Heinz Kluncker zur Vorsitzenden der Gewerkschaft ÖTV gewählt; sie ist die erste Frau an der Spitze einer DGB-Einzelgewerkschaft und hat das Amt bis 1994 inne.

1. Oktober Regierungswechsel im Bund: Mit einem konstruktiven Misstrauensvotum wird Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) durch die Wahl Helmut Kohls (CDU) abgelöst. Helmut Kohl (CDU) und Hans Dietrich Genscher (FDP) bilden eine Koalitionsregierung.

Hermann Rappe wird zum Vorsitzenden der IG Chemie gewählt. Er hat dieses Amt bis 1995 inne.

Herbst Von den Gewerkschaften werden zahlreiche Kundgebungen gegen „Sozialabbau“ durchgeführt, die zum Teil noch gegen die Regierung Schmidt geplant waren.

 

Ostdeutschland

21.-24. April Der 10. FDGB-Kongress verabschiedet eine neue Satzung. Darin stehen die Pflichten der Gewerkschaftsmitglieder im Vordergrund, die sich auf die Stellung zur DDR und zum „sozialistischen Eigentum“ beziehen.

Westdeutschland

März Der DGB publiziert das „Investitionsprogramm zur Sicherung der Beschäftigung durch qualitatives Wachstum“.

12.-14. März Der 4. Außerordentliche Bundeskongress des DGB in München verabschiedet ein neues Grundsatzprogramm.

8. November Großdemonstration der Gewerkschaften in Stuttgart als Zeichen des „Widerstands gegen Sozialabbau“.

 

Ostdeutschland

11.-16. April Der X. Parteitag der SED tagt in Berlin. Er unterstützt u.a. die sowjetische Rüstungspolitik und verurteilt scharf die NATO-Politik.