zurück

Chronik der Gewerkschaftsbewegung: 1921 bis 1940

Bedeutende Ereignisse in der Geschichte der Gewerkschaftsbewegung von 1921 bis 1940: Gründungen, Streiks, politische Einflüsse und mehr.

Anfang des Jahres Die Landesverbände der Exil-Gewerkschaften schließen sich zur Auslandsvertretung Deutscher Gewerkschafter zusammen. Das Länderkomitee in Schweden unter Fritz Tarnow übernimmt die nominelle Leitung.

Januar Die Londoner Vertretung der Gewerkschaften legt ein Konzept über die „Aufgaben der gewerkschaftlichen Emigration“ vor.

10. März In New York wird die German Labor Delegation gegründet, zu der später auch Siegfried Aufhäuser gehört.

29.-30. März Eine Konferenz des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) fordert die Regierungen Frankreichs, Großbritanniens, Polens und der UdSSR auf, gemeinsam die nationalsozialistische Aggression zurückzuweisen.

5.-8. Juli Der Kongress des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) in Zürich berät u.a. über Maßnahmen zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise und über einen Aktionsplan zur Erhaltung des Friedens.

23. August Abschluss des deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrages (Hitler-Stalin-Pakt).

26. August Der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) verurteilt den Pakt der Sowjetunion mit Hitler-Deutschland 

1. September Überfall der Wehrmacht auf Polen: Beginn des Zweiten Weltkriegs. Am selben Tag werden zahlreiche Arbeitsschutzbestimmungen außer Kraft, später aber wieder zum Teil in Kraft gesetzt.

Herbst Auf Initiative von Hans Gottfurcht wird die Londoner Vertretung der Freien Arbeiter-, Angestellten- und Beamtengewerkschaften gegründet. 

13.-14. Oktober Der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) stellt sich im Kampf gegen den Faschismus an die Seite der demokratischen Nationen.

24. November Ehemalige Funktionäre des Einheitsverbandes der Eisenbahner aus Süddeutschland werden vom Berliner „Volksgerichtshof“ wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu langen Haftstrafen verurteilt.

1. März Der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) protestiert gegen die politischen Prozesse in Moskau.

12.-13 März Deutsche Truppen marschieren in Österreich ein. Österreich wird mit dem Deutschen Reich vereinigt.

15.-16. März Der Ausschuss des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) und die Sozialistische Arbeiter-Internationale (SAI) protestieren gegen den „Anschluss“ Österreichs und rufen zum Ende der „Politik der Nichteinmischung“ auf. 

13. August Heinrich Schliestedt, der Leiter der Auslandsvertretung der deutschen Gewerkschaften, stirbt bei einem Flugzeugabsturz.

9. November Novemberpogrom gegen die jüdische Bevölkerung („Reichskristallnacht“).

25. November Der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) und die Sozialistische Arbeiter-Internationale (SAI) protestieren gegen die Judenverfolgung in Deutschland.

Einführung der Arbeitspflicht in Deutschland.

Ende des Jahres Nach Schweden geflohene Gewerkschafter gründen in Stockholm die Landesgruppe der deutschen Gewerkschaften in Schweden.

20. März Deutsche Gewerkschafter bilden in Paris einen Koordinierungsausschuss, dem sozialdemokratische, kommunistische und christliche Gewerkschafter angehören.

1.-5. Oktober Prozess gegen den ehemaligen Funktionär des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes (DMV) Richard Teichgräber, der in Sachsen mehrere Widerstandsgruppen organisiert hat. Nach dreieinhalbjähriger Haftstrafe wird Teichgräber in unterschiedliche Konzentrationslager verschleppt und im KZ Mauthausen am 25. Februar 1945 ermordet.

Dezember In Berlin, Düsseldorf und Hamm werden Mitglieder von Widerstandsgruppen des ehemaligen Einheitsverbandes der Eisenbahner zu langen Haftstrafen verurteilt.

Beginn der Moskauer „Säuberungen“.

7. Januar Der frühere Bezirkssekretär des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes für Sachsen wird verhaftet und vier Tage später von der Gestapo ermordet.

April Die geplanten Vertrauensrätewahlen werden – nach den Erfahrungen mit den Wahlen vom Frühjahr 1935 – verschoben.

Mai-August Im Hamm werden rund 450 Sozialdemokraten und Gewerkschafter aus Rheinland und Westfalen wegen politischer Vergehen vor Gericht gestellt und zu Haftstrafen verurteilt.

15. Juni In Stettin werden Sozialdemokraten, Gewerkschafter und Kommunisten vor Gericht gestellt und zu Haftstrafen verurteilt.

8.-11. Juli Der Kongress des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) in London berät über Krieg, Abrüstung und Faschismus sowie Probleme der Gewerkschaftseinheit.

18. Juli Mit einem Militär-Putsch gegen die spanische Republik beginnt der Bürgerkrieg, an dem sich Antifaschisten aus aller Welt auf Seiten der Republikaner, Nationalsozialisten auf Seiten der Putschisten beteiligen. 

2. September In Stettin beginnt der Prozess gegen Mitglieder einer Widerstandsgruppe von ehemaligen Funktionären des Gesamtverbandes der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs, darunter Adolph Kummernuss. Die Angeklagten werden zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

30. Januar Siegfried Aufhäuser wird zusammen mit Karl Böchel aus dem Vorstand der SPD ausgeschlossen.

Januar Die Widerstandsgruppen im Wuppertaler Raum werden zerschlagen; die Mitglieder verhaftet und vor Gericht gestellt (Wuppertaler Prozesse).

Februar Einführung des Arbeitsbuches zur Erfassung (und Einschränkung) des Arbeitsplatzwechsels.

7. März Die Rote Gewerkschaftsinternationale (RGI) fordert den Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB) brieflich zur Zusammenarbeit beim Wiederaufbau der deutschen Gewerkschaften auf.

14. März Der IGB lehnt den Vorschlag der RGI vom 7. März ab.

15. April Fritz Husemann stirbt an den Schussverletzungen, die er bei seinem angeblichen Fluchtversuch aus dem KZ Esterwegen erlitten hat.

21.-25. Mai Der Ausschuss des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) lenkt die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf den Terror in Deutschland und fordert die internationale Ächtung Nazi-Deutschlands.

August Mit Unterstützung des Internationalen Gewerkschaftsbundes  (IGB) wird die Auslandsvertretung deutscher Gewerkschafter (ADG) gegründet. Leiter wird Heinrich Schliestedt; nach dessen Tod bei einem Flugzeugabsturz (1938) verlagert sie ihren Sitz zu Fritz Tarnow nach Kopenhagen.

September Beginn der Gespräche über die Bildung einer Volksfront in Paris, die 1936 ergebnislos zu Ende gehen.
Die meisten Widerstandgruppen aus der zerschlagenen Arbeiterbewegung werden 1935/36 von der Gestapo „aufgerollt“.

20. Januar Das Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit tritt in Kraft: Arbeitgeber werden zu „Führern des Betriebes“, Arbeitnehmer zur „Gefolgschaft“.

28. Januar Der Exil-Vorstand der SPD veröffentlicht das Prager Manifest „Kampf und Ziel des revolutionären Sozialismus“.

12.-14. Februar Der Aufstand gegen das österreichische Dollfuß-Regime wird blutig niedergeschlagen.

März/April Die Vertrauensrätewahlen bringen nicht das von den Nationalsozialisten erwartete Ergebnis für ihre Kandidaten.

2. August Tod Reichspräsident Paul von Hindenburgs.

19. August Nach einer Volksabstimmung werden die Ämter des Reichspräsidenten und des Reichskanzlers zusammengelegt und Adolf Hitler wird zum „Führer“ des Deutschen Reiches.

27.-29. August Der Ausschuss des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) beurteilt bei seinem Treffen in Weymouth die Einheitsfront-Aufforderungen der Kommunisten als taktische Manöver ohne ehrlichen Willen zur partnerschaftlichen Zusammenarbeit.

September/Oktober Der Arbeitskreis revolutionärer Sozialisten, zu dem Siegfried Aufhäuser gehört, veröffentlicht das Programm „Der Weg zum sozialistischen Deutschland. Plattform für die Einheitsfront“.

Herbst Auf der Konferenz in Reichenberg (Tschechoslowakei) wird die Gründung der Auslandsvertretung der deutschen Gewerkschaften vorbereitet.

21. Januar Vertreter der Vorstände von ADGB und AfA-Bund tragen Reichspräsident von Hindenburg die gewerkschaftlichen Forderungen zur Wirtschafts- und Sozialpolitik vor.

22. Januar Die Betriebsrätekonferenz von ADGB und AfA-Bund in Berlin bereitet die Betriebsrätewahlen 1933 vor.

28. Januar Rücktritt Kurt von Schleichers vom Amt des Reichskanzlers 

30. Januar Adolf Hitler (NSDAP) wird von Reichspräsident von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt.

31. Januar Der ADGB- Bundessausschuss legt als politische Linie fest: „Organisation – nicht Demonstration: Das ist die Parole der Stunde“. In einer gemeinsamen Erklärung von ADGB, AfA-Bund, Gewerkschaftsring und Gesamtverband der christlichen Gewerkschaften, nicht aber des DGB (wegen Widerspruchs des zum DGB gehörenden DHV) wird die Entscheidung Hindenburgs, Hitler mit der Kabinettsbildung zu beauftragen, bedauert und Opposition gegen die neue Regierung angekündigt.

7. Februar Massenkundgebung der Eisernen Front im Berliner Lustgarten.

13. Februar Führerappell der Eisernen Front; Peter Graßmann (stellvertr. Vorsitzender des ADGB) wendet sich gegen die „unentwegten Generalstreiktheoretiker“.

15. Februar ADGB und AfA-Bund rufen zur Beteiligung an den Reichstagswahlen vom 5. März 1933 auf.

27. Februar Reichstagsbrand. Die umgehend verabschiedete „Reichstagsbrandverordnung“ setzt Grundrechte außer Kraft.

3. März Die Mehrheit der Vorstandsmitglieder der Sozialistischen Arbeiterpartei beschließt, die Partei aufzulösen und empfiehlt den Mitgliedern, in die SPD einzutreten.

5. März Reichstagswahlen: Die NSDAP erreicht nicht die absolute Mehrheit, kann aber mit DNVP zusammen weiter regieren.

März Terrorakte gegen die (Freien) Gewerkschaften in zahlreichen Orten.

10. März Der ADGB-Bundesvorstand wendet sich in einem Brief an Reichspräsident von Hindenburg, um ihn um Unterstützung gegen die Übergriffe der Nationalsozialisten zu bitten.

16.-17. März Die Vorstands- und Ausschusssitzung der Christlichen Gewerkschaften in Essen bekundet die Bereitschaft zur Mitarbeit beim Aufbau des Neuen Staates.

21. März Erklärung des ADGB-Vorstandes: Bereitschaft zur Anpassung an den Neuen Staat.

23. März Verabschiedung des Gesetzes zur Behebung der Not von Volk und Reich („Ermächtigungsgesetz“) gegen die Stimmen der SPD, das die Regierung ermächtigt, Gesetze ohne Zustimmung des Parlaments zu erlassen.

28. März Siegfried Aufhäuser, der Vorsitzende des AfA-Bundes legt aus Protest gegen die Politik der Freien Gewerkschaften sein Amt nieder.

März/April Bei den Betriebsrätewahlen können die Freien Gewerkschaften ihre Position weitgehend halten.

1. April Anton Erkelenz, der Vorsitzende des Gewerkvereins Deutscher Metallarbeiter, ruft zur Bildung einer Einheitsgewerkschaft auf.

4. April Das Gesetz über Betriebsvertretungen und wirtschaftliche Vereinigungen tritt in Kraft, das die Möglichkeit zum Ausschluss von „staats- und wirtschaftsfeindlichen“ Betriebsräten schafft.

6. April Der Bundesausschuss des Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes (ADB) beschließt nach dem Austritt einer Reihe von Verbänden die Auflösung des Bundes.

9. April Erklärung des ADGB-Bundesvorstands, in der die Unterstellung der Gewerkschaften unter einen Reichskommissar vorgeschlagen wird.

9.-11. April Der Ausschuss des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) verabschiedet die Resolution „Kampf gegen den Faschismus“. 

10. April Durch Gesetz wird der 1. Mai zum „Feiertag der nationalen Arbeit“ erklärt.

13. April ADGB- und NSBO-Vertreter sprechen über die Zukunft der Gewerkschaften. Theodor Leipart und Wilhelm Leuschner lehnen ab, zurückzutreten. 

15. April Der ADGB-Bundesvorstand begrüßt die Feiertagsregelung zum 1. Mai.

19. April Der ADGB-Bundesausschuss ruft zur Beteiligung an der Maifeier auf.

22. April Der ADGB erklärt seinen Austritt aus dem Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB).

April Gesetz über Betriebsvertretungen: Beschränkung der Rechte der Betriebsräte.

28. April Vertreter des ADGB, des Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften und des Verbandes der Deutschen Gewerkvereine (H.-D.) bilden den „Führerkreis der Vereinigten Gewerkschaften“ und verabschieden eine gemeinsame Programmerklärung.

28. April Auf einem außerordentlichen Kongress löst sich der AfA-Bund auf.

1. Mai Der Feiertag wird als Tag der nationalen Arbeit mit Großkundgebung und Feuerwerk begangen.

2. Mai Die SA besetzt die Häuser der Freien Gewerkschaften; zahlreiche Funktionäre werden verhaftet.

3. Mai Die anderen Richtungsgewerkschaften unterstellen sich dem Aktionskomitee zum Schutze der deutschen Arbeit

10. Mai Gründung der Deutschen Arbeitsfront (DAF).

Mai Ehemalige Funktionäre der Gewerkschafen bemühen sich den Kontakt zu halten. Manche (z.B. Jakob Kaiser) übernehmen es, die Versorgungsansprüche für ihre Kolleginnen und Kollegen gegenüber der Deutschen Arbeitsfront (DAF) zu vertreten. An mehreren Orten bemühen sich Gewerkschafter ein Kontaktnetz aufzubauen. Die „Illegale Reichsleitung der deutschen Gewerkschaften“ hat ein Kontaktnetz zu zahlreichen Zirkeln von Gewerkschaftern.

17. Mai Gesetzliche Beseitigung der Tarifautonomie, Einsetzung der Treuhänder der Arbeit.

22. Juni Verbot der SPD. Die Parteiführung ist nach Prag geflohen.

27. Juni Die bürgerlichen Parteien lösen sich auf.

14. Juli Die Neugründung von politischen Parteien wird unter Strafe gestellt.

30. Juli – 3. August Der Kongress des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) in Brüssel berät über den Kampf gegen den Faschismus, die planwirtschaftliche Umgestaltung der Wirtschaft, die zukünftige Sozialpolitik und die gewerkschaftliche Bildungsarbeit. 

Die ab Frühsommer eingeleiteten Arbeitsbeschaffungs- und Rüstungsprogramme dienen dem Abbau der Arbeitslosigkeit und vor allem der „Wiederwehrhaftmachung“ des Deutschen Reiches.

26. Januar Vorlage des gewerkschaftlichen Arbeitsbeschaffungsplans von Wladimir Woytinsky, Fritz Tarnow und Fritz Baade.

18. März Der Ausschuss des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) fordert auf seiner Tagung in Bern u.a. den Umbau der kapitalistischen Wirtschaft durch planwirtschaftliche Elemente, die Einführung der 40-Stundenwoche und eine aktive Arbeitsbeschaffungspolitik.

22. März Der Bundesausschuss des ADGB lehnt gesonderte Organisationen für Arbeitslose ab.

13. April Der Krisenkongress des ADGB verabschiedet das Programm zur Arbeitsbeschaffung durch defizitäre Konjunkturpolitik.

22. April Der Reichsverband der Deutschen Industrie (RDI) weist die gewerkschaftlichen Arbeitsbeschaffungsforderungen zurück.

April Der AfA-Bund unterstützt die Forderung nach Arbeitsbeschaffung, betont aber stärker die Forderungen nach einem grundsätzlichen Umbau er Wirtschaft.

30. Mai Ablösung Brünings, Nachfolger als Reichkanzler wird Franz von Papen.

7. Juni Der Bundesausschuss des ADGB verabschiedet Richtlinien für eine Verbesserung der „Arbeitshilfe für die erwerbslose Jugend“.

14. Juni Notverordnung mit weiteren Maßnahmen zum Sozialabbau, aber auch mit ersten Ansätzen einer Arbeitsbeschaffungspolitik erlassen.

20. Juni Die Richtungsgewerkschaften kritisieren in einer gemeinsamen Stellungnahme die Notverordnung vom 14. Juni.

21. Juni ADGB und AfA-Bund veröffentlichen „Richtlinien zum Umbau der Wirtschaft“.

20. Juli „Preußenschlag“: Durch eine Notverordnung wird die sozialdemokratisch geführte Regierung in Preußen abgesetzt. Die Gewerkschaften aller Richtungen reagieren mit einer Protesterklärung, die in den Aufruf mündet, Disziplin zu wahren.

31. Juli Reichstagswahlen: Weiterer Anstieg der NSDAP-Stimmen auf 37,8 Prozent und der KPD-Stimmen auf 14,6 Prozent.

28. August Regierungsprogramm zur Arbeitsbeschaffung und Freiwilligem Arbeitsdienst veröffentlicht, am 4. September als Notverordnung „Zur Belebung der Wirtschaft“ erlassen. Daraufhin entwickelt sich eine Streikwelle gegen die Tariflohnsenkungen.

8. September Die Richtungsgewerkschaften protestieren gemeinsam gegen die sozialpolitischen Maßnahmen der Regierung.

18.-20. September Der Düsseldorfer Kongress der Christlichen Gewerkschaften legt ein Bekenntnis zur Weimarer Republik (Jakob Kaiser) und zu berufsständischen Ideen (Theodor Brauer) ab.

3.-5. November BVG-Streik: RGO und NSBO streiken gemeinsam gegen Lohnsenkungen.

6. November Bei den Reichstagswahlen ist der NSDAP-Anteil erstmals rückläufig; sie verliert 34 Mandate.

28. November Theodor Leipart und Wilhelm Eggert (ADGB-Experte für Arbeitsbeschaffung) sprechen mit Kurt von Schleicher über die gewerkschaftlichen Forderungen an eine mögliche Regierung unter von Schleicher.

3. Dezember Kurt von Schleicher wird vom Reichspräsidenten zum Reichskanzler ernannt.

14. Dezember Aufhebung der besonders von den Gewerkschaften kritisierten Teile der Notverordnung vom 4. September. Schleicher versucht erfolglos, im Reichstag eine „Gewerkschaftsachse“ zur parlamentarischen Abstützung seiner Politik zu formieren.

15. Januar Durch einen Schiedsspruch werden die Gehälter der Reichs- und preußischen Staatsangestellten um 5 Prozent gesenkt.

10. März Der Bundesausschuss des ADGB fordert eine dauerhafte Verkürzung der Arbeitszeit auf 40 Stunden und 5 Tage pro Woche.

Mai Veröffentlichung der Enzyklika Quadragesimo anno zum 40-jährigen Jubiläum der Enzyklika Rerum novarum.

23. Mai Die Richtungsgewerkschaften protestieren gemeinsam beim Reicharbeitsminister gegen eine weitere Einschränkung der Sozialleistungen.

31. Mai – 5. Juni Auf dem SPD-Parteitag in Leipzig hält Fritz Tarnow (Vorsitzender des Holzarbeiterverbandes) ein Grundsatzreferat über „Kapitalistische Wirtschaftsanarchie und Arbeiterklasse“, in dem er es als Dilemma der Sozialdemokratie in der Wirtschaftskrise bezeichnet, zugleich als Arzt und als Erbe am Krankenbett des Kapitalismus zu stehen.

Juni Wladimir Woytinsky, Leiter des Statistischen Büros des ADGB, veröffentlicht in der „Arbeit“ ein Aktionsprogramm zur Belebung der Wirtschaft.

5. Juni Mit einer Notverordnung „Zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen“ werden Sozialausgaben gesenkt und Löhne und Gehälter von Arbeitern, Angestellten und Beamten des öffentlichen Dienstes um 5 bis 8 Prozent gekürzt.

19.-25. Juli 2. Arbeiter-Sport-Olympiade in Wien.

24. Juli Der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) fordert öffentliche Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Lohnerhöhungen zur Stärkung der Massenkaufkraft.

31. August- 4. September Der Kongress des ADGB in Frankfurt/M. kritisiert die Regierungspolitik und fordert u.a. die Einführung der 40-Stundenwoche und den Ausbau des Arbeitsrechts.

25. September ADGB und AfA-Bund fordern auf einer gemeinsamen Kundgebung in Berlin die Verstärkung des Wohnungs- und Siedlungsbaus. 

29. September Die Spitzenverbände der Wirtschaft fordern die Reichsregierung auf, die Wirtschaft von staatlichen und sozialen Bindungen zu befreien und sich aus der Wirtschaft zurückzuziehen.

1. Oktober Die Spitzenverbände der Richtungsgewerkschaften weisen die Forderungen der Unternehmerverbände zurück und fordern u.a. Erhaltung der Kaufkraft der Löhne und Gehälter, Arbeitszeitverkürzung auf 40 Stunden pro Woche und Preissenkungen.

4. Oktober Die Reichskonferenz oppositioneller Sozialdemokraten bereitet die Gründung der Sozialistischen Arbeiterpartei vor.

5.-7. Oktober Der 3. AfA-Kongress in Leipzig protestiert u.a. gegen den Sozialabbau und gegen die Aushöhlung der Tarifverträge.

11. Oktober Treffen der „Harzburger Front“ aus Deutschnationalen, Stahlhelm, Reichslandbund und Nationalsozialisten.

Herbst In Zeitschriften der Richtungsgewerkschaften kommt es zu einem Meinungsaustausch über die Frage der Bildung einer Einheitsgewerkschaft, der jedoch versandet.

5. Dezember Die Richtungsgewerkschaften fordern in einer gemeinsamen Erklärung die Beseitigung der Reparationslasten.

23. Dezember Gründung der Eisernen Front als Kampforganisation von SPD, Arbeitsportverbänden, Reichsbanner und Freien Gewerkschaften.

27. März Das Kabinett des Sozialdemokraten Hermann Müller, die letzte parlamentarische Regierung der Weimarer Republik, tritt zurück wegen eines Konflikts um die Arbeitslosenversicherung; sein Nachfolger Heinrich Brüning (Zentrum) regiert ohne parlamentarische Mehrheit mit Notverordnungen, um seinen Sparkurs durchzusetzen.

4. Mai Eröffnung der ADGB-Bundesschule in Bernau bei Berlin.

5. Mai Der ADGB-Bundesausschuss fordert zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise Arbeitszeitverkürzung und Ausbau der Notstandsarbeiten sowie Erhöhung der Mittel für die Krisenfürsorge.

Mai-Juni Treffen der Gewerkschaften mit Arbeitgebern, um eine gemeinsame Erklärung zur Wirtschaftspolitik auszuarbeiten. Der ADGB beendet die Gespräche am 24. Juni 1930, weil er keine Chancen zur Einigung sieht. 

30. Mai Die gemeinsame Tagung von ADGB und AfA-Bund in Berlin fordert eine aktive Bekämpfung der Arbeitslosennot.

1. Juni – 25. Juli Die Arbeitnehmer im Mansfelder Kupferbergbau streiken gegen eine von den Unternehmern geforderte Lohnsenkung um 15 Prozent. Der Streik endet mit einem vom Arbeitsminister vorgelegten Kompromiss, der eine Lohnsenkung um 9,5 Prozent vorsieht und von den Gewerkschaften akzeptiert wird.

10. Juni Der Schiedsspruch von Bad Oeynhausen wird als verbindlich erklärt; er sieht Senkungen der übertariflichen Löhne in der nordwestdeutschen Eisenindustrie um 7,5 Prozent vor

27. Juli Gründung der Deutschen Staatspartei. Anton Erkelenz (H.-D. Gewerkvereine) geht nicht zusammen mit der Mehrheit der Mitglieder der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) in die Staatspartei, sondern zur SPD.

15.-30. August Der 5. Kongress der Roten Gewerkschaftsinternationale (RGI) beschließt, die Revolutionäre Gewerkschaftsopposition (RGO) zu einer selbstständigen Organisation zu machen. Im Herbst 1930 werden daraufhin der Einheitsverband der Metallarbeiter Berlins und der Einheitsverband der Bergarbeiter Deutschlands gegründet.

14. September Bei der Reichstagswahl steigt die Zahl der NSDAP-Mandate von 12 auf 107. Die SPD, unterstützt von den Gewerkschaften, entschließt sich daraufhin zur „Tolerierung“ der Regierung Brüning, um deren Sturz und damit Neuwahlen zu verhindern.

18.-20. September Der 3. Bundeskongress des Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes (ADB) in München berät u.a. über rationelle Personalpolitik in den öffentlichen Verwaltungen.

12.-13. Oktober Der ADGB-Bundesausschuss fasst Entschließung zur Einführung der 40-Stundenwoche als Maßnahme zum Abbau der Arbeitslosigkeit.

13.-31. Oktober Streik und Schlichtung in der Berliner Metallindustrie. Die geforderte Lohnsenkung wird nicht verhindert.

15.-16. November Bei ihrem 2. Reichskongress konstituiert sich die Revolutionäre Gewerkschafts-Opposition (RGO) als selbstständige Gewerkschaftsorganisation.

November Auf Einladung von Reichsarbeitsminister Adam Stegerwald treffen sich Arbeitgeber- und Gewerkschaftsvertreter, um über die Krisenpolitik zu beraten. Eine Übereinstimmung wird nicht erzielt, vor allem wegen der Unstimmigkeit in Fragen der Lohnsenkungen und der Arbeitszeitverkürzung.

22. November Alle Richtungsgewerkschaften fordern in einer gemeinsamen Erklärung eine sofortige Senkung der Preise.

1. Dezember Durch Notverordnungen werden die Gehälter und Pensionen der Beamten um 6 Prozent gesenkt. Die Tarifverträge für Angestellte werden gekündigt, um auch diese Gehälter kürzen zu können.

31. Dezember Durch einen Schlichtungsspruch werden die Löhne im Ruhbergbau gesenkt.

Februar Die erste Ausgabe der ADB-Zeitschrift „Der Beamte. Vierteljahreshefte für Beamtenrecht und Beamtenpolitik“ erscheint.

Mai Als Nachfolger von Adam Stegerwald werden Bernhard Otte zum Vorsitzenden des Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften und Heinrich Imbusch an die Spitze des (christlich-nationalen) DGB gewählt; beide haben ihre Ämter bis zum Ende der Gewerkschaften im Mai 1933 inne. 

5.-6. Juli Der Vorstand des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) veröffentlicht „Richtlinien für die Wirtschaftspolitik des IGB“, die auf einen Wiederaufbau der internationalen Wirtschaft zielen.

20.-21. September Die 9. Mitgliederversammlung des Reichsverbandes der Deutschen Industrie (RDI) in Düsseldorf diskutiert aus Anlass der Beschlüsse des Hamburger ADGB-Kongresses (1928) „Das Problem der Wirtschaftsdemokratie“.

25. Oktober „Schwarzer Freitag“: Börsencrash in New York signalisiert den Beginn der Weltwirtschaftskrise.

30. November – 1. Dezember Der 1. Reichskongress der Revolutionären Gewerkschafts-Opposition (RGO) entscheidet sich für Fraktionsarbeit innerhalb der Freien Gewerkschaften, bildet aber eine Reichsleitung sowie regionale Leitungen der Gewerkschaftsopposition.

2. Dezember Der Reichsverband der Deutschen Industrie (RDI) veröffentlicht die Denkschrift „Aufstieg oder Niedergang“, in der die bisherige Wirtschafts- und Sozialpolitik der Weimarer Republik grundsätzlich abgelehnt wird.

17. März – 3. April Der 4. Kongress der Roten Gewerkschaftsinternationale (RGI) fordert die Arbeitnehmer in Deutschland auf, auch gegen den Willen der Gewerkschaften Streikaktionen durchzuführen und Aktionskomitees zur Herstellung der Einheitsfront zu bilden.

3.-7. September Der Hamburger ADGB-Kongress berät u.a. über die Bildungsaufgaben der Gewerkschaften, die Vereinheitlichung der Selbstverwaltung in den Einrichtungen der Sozialversicherung und die Verwirklichung der Wirtschaftsdemokratie.

1.-4. Oktober Der 3. Kongress des AfA-Bundes in Hamburg berät u.a. über die Stellung der Angestellten in der Wirtschaft. 

Oktober – 21. Dezember Der „Ruhreisenstreit“ in der Eisenindustrie des nordwestlichen Ruhrgebiets wird mit Streik und Aussperrung zu einem der größten Arbeitskämpfe der 1920er Jahre. Er endet nach einem schwierigen Schlichtungsverfahren mit einem Schiedsspruch des preußischen Innenministers Carl Severing.

Gründung des Internationalen Bundes neutraler Gewerkschaften, Sitz in Utrecht.

Gründung der Nationalsozialistischen Betriebszellen-Organisation (NSBO).

10. Februar ADGB, ADB, AfA-Bund, der (christlich-nationale) DGB und der liberale Gewerkschaftsring deutscher Arbeiter-, Angestellten- und Beamtenverbände (Gedag) fordern in einer gemeinsamen Erklärung verschärfte Maßnahmen zur Kartell- und Monopolkontrolle.

8. April Das Arbeitszeitnotgesetz wird verabschiedet: Festhalten am 8-Stundentag, Überschreitung auf bis zu 10 Stunden zulässig.

1. Juli Das Arbeitsgerichtsgesetz tritt in Kraft.

1.-6. August Der Kongress des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) in Paris berät u.a. über den organisatorischen Aufbau des IGB, die internationale Solidarität bei Lohnkämpfen, den Kampf um den Achtstundentag sowie über Abrüstung und Kampf gegen Krieg und Militarismus.

12.-14. September Der 2. Bundeskongress des Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes (ADB) fordert u.a. eine Neuregelung des Beamtenrechts.

1. Oktober Gesetz für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung (AVAVG) tritt in Kraft; Gründung der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung.

14. Januar Gründung der Vereinigten Stahlwerke AG.

8. Februar Der ADGB-Bundesausschuss fordert alle Gewerkschaftsmitglieder auf, sich am Volksbegehren über die entschädigungslose Enteignung der Fürsten zu beteiligen.
Jugendsekretariat des ADGB publiziert den „Jugend-Führer“.

14.-15. März 3. Kongress des Gewerkschaftsrings bekennt sich zur Weimarer Demokratie.

April Christliche Gewerkschaften verabschieden auf ihrem Kongress eine programmatische Resolution zu Mitbesitz und Mitbestimmung; die Resolution zum „Staat und seinen christlich-nationalen Grundlagen“ zeigt ein eher verschwommenes Bekenntnis zur Weimarer Republik.

20. Juni Der Volksentscheid über die entschädigungslose Enteignung der Fürsten erreicht nicht die erforderliche Stimmenzahl.

28. Oktober ADGB, AfA-Bund, der (christlich-nationale) Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und der liberale Gewerkschaftsring deutscher Arbeiter-, Angestellten- und Beamtenverbände (Gedag) fordern zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in einer gemeinsamen Erklärung eine Ausweitung der öffentlichen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und die Verkürzung der Arbeitszeit. 

3. November ADGB, ADB und AfA-Bund fordern in einer gemeinsamen Erklärung eine Verstärkung des Wohnungsbaus.

1.-2. Januar Der 1. Bundeskongress des Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes (ADB) in Berlin fordert u.a. die Eingliederung des Beamtenrechts in das Arbeitsrecht und eine Reform der Beamtenbesoldung.

28. Februar Tod Reichspräsident Friedrich Eberts.

18. März ADGB, AfA-Bund und Allgemeiner Deutscher Beamtenbund (ADB) fordern gemeinsam die Sicherung des 8-Stundentages, eine gerechte Steuerpolitik und die Einführung einer Arbeitslosenversicherung.

26. April Paul von Hindenburg wird zum Reichspräsidenten gewählt.

15.-18. Juni Der 2. Kongress des AfA-Bundes in München berät u.a. über die Fortführung der Rätegesetzgebung, den Kampf für den 8-Stundentag, die Steuerpolitik und die Bedeutung der demokratischen Republik für den sozialen Gedanken.

24.-28. Juli Internationale Arbeiter-Olympiade in Frankfurt/M.

31. August – 4. September Der ADGB-Kongress in Breslau berät u.a. über die Sozialgesetzgebung, die Organisationsfrage (Zusammenschluss zu Industrieverbänden) und die wirtschaftliche Entwicklung.

September Eine Delegation des ADGB (u.a. Fritz Tarnow) und des AfA-Bundes reist in die USA, um sich über die dortige Gewerkschaftsbewegung und den Stand der Rationalisierung zu informieren.

2. Dezember Gründung der Interessen-Gemeinschaft Farbenindustrie (IG Farben).

Gründung der Forschungsstelle für Wirtschaftspolitik beim ADGB; Leiter: Fritz Naphtali.

16. Januar Der ADGB tritt aus der Zentralarbeitsgemeinschaft (ZAG) aus.

22. Februar Gründung des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, Bund der republikanischen Frontsoldaten in Magdeburg.

Mai Arbeitskampf der Bergarbeiter im Ruhrgebiet, in Oberschlesien und in Sachsen für die 7-Stundenschicht unter Tage und die 8-Stundenschicht über Tage sowie für Lohnerhöhungen. Der Schlichterspruch beendet den Arbeitskampf mit einem Teilerfolg für die Streikenden.

Mai Die erste Ausgabe des „Gewerkschafts-Archivs. Monatsschrift für Theorie und Praxis der gesamten Gewerkschaftsbewegung“ erscheint.

2.-6. Juni Der 3. Internationale Gewerkschaftskongress tagt in Wien und diskutiert u.a. über die internationale Sozialgesetzgebung, den Kampf gegen Krieg und Militarismus und die Angriffe gegen den 8-Stundentag.

Juli Die erste Ausgabe der Zeitschrift „Die Arbeit. Zeitschrift für Gewerkschaftspolitik und Wirtschaftskunde“ erscheint, redigiert von Lothar Erdmann. 

8.-21. Juli Der 3. Kongress der Roten Gewerkschaftsinternationale (RGI) beschließt, dass die aus den bestehenden Gewerkschaften ausgetretenen Kommunisten wieder eintreten sollen, um die Einheitsfront vorzubereiten. Der Kampf gegen den Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB) soll fortgeführt werden. 

16. August Das Dawes-Abkommen regelt die deutschen Reparationsverpflichtungen.

1. Oktober Gründung der Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten des ADGB.

Ende November ADGB, AfA-Bund und Gewerkschaftsring deutscher Arbeiter-, Angestellten- und Beamtenverbände protestieren in einer gemeinsamen Erklärung gegen die Preis- und Lohnpolitik der Arbeitgeber.

11. Januar Belgische und französische Truppen besetzen das Ruhrgebiet als Pfand für die geforderten Reparationsleistungen. Die Bundesvorstände von ADGB, AfA-Bund und Allgemeinem Deutschen Beamtenbund (ADB) protestieren gegen diese Maßnahme und unterstützen den von der Regierung ausgerufenen „passiven Widerstand“. Die Kosten dieser Aktion beschleunigen den Verfall der Währung.

4. Juli Der ADGB-Bundesausschuss empfiehlt die Aufnahme von Gleitklauseln in die Tarifverträge.

7.-8. September Der ADGB-Bundesausschuss fordert eine Stabilisierung der Währung.

8. Oktober Der Zechenverband erhöht die tägliche Arbeitszeit von sieben auf achteinhalb Stunden.

16. Oktober Mit der Einrichtung der Rentenbank wird die Rentenmark als neues Zahlungsmittel eingeführt. Das führ nicht zu einer sofortigen Währungsstabilisierung.

18. Oktober Die Ausschüsse der drei Richtungsgewerkschaften plädieren für ein Zwangsopfer der Besitzenden.

30. Oktober Die neue Schlichtungsverordnung tritt in Kraft.

8.-9. November Hitler-Putsch in München.

15. November Einführung der Rentenmark. Das führt nicht zu einer sofortigen Stabilisierung der Währung.

21. Dezember Arbeitszeitgesetz: Der 8-Stundentag bleibt Regelarbeitszeit, aber Ausnahmen werden zugelassen.
Programm der Christlichen Gewerkschaften veröffentlicht: Elfriede Nebgen, Die geistigen Grundlagen der christlich-nationalen Arbeiterbewegung, 1928 erscheint eine Neubearbeitung.

1.-7. Februar Eisenbahnerstreik; der Reichspräsident versucht durch eine Verordnung den Streik von Reichsbahnbeamten zu unterbinden. Die Gewerkschaften rufen zum Abbruch des Streiks auf.

15.-18. April Konferenz des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) in Genua berät Maßnahmen zum Wideraufbau der Wirtschaft in Europa.

20.-26. April Kongress des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) in Rom diskutiert Maßnahmen zum wirtschaftlichen Wiederaufbau Europas sowie Aktionen für Abrüstung und gegen Krieg.

18. Juni Gründung des Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes (ADB) in Leipzig, der am 23. März 1923 einen Kooperationsvertrag mit ADGB und AfA-Bund abschließt.

18.-24. Juni Der 11. Kongress der Gewerkschaften Deutschlands und 1. Bundestag des ADGB in Leipzig berät über Betriebsräte, Arbeitsgemeinschaften und Arbeitsrecht und empfiehlt die Einführung des Industrieverbandsprinzips.

22.-25. Juli 1. Deutsches Arbeiter-Turn- und Sportfest in Leipzig.

24. September Parteitag von SPD und (Rest-)USPD in Nürnberg zur Gründung der Vereinigten Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.

Gründung der Fachschulen für Wirtschaft und Verwaltung in Berlin und Düsseldorf, an denen die Gewerkschaften beteiligt waren.

19. Januar Theodor Leipart wird als Nachfolger für den verstorbenen Carl Legien als Vorsitzender des ADGB gewählt. Er hat dieses Amt bis Mai 1933 inne.

26. Februar Der ADGB veröffentlicht ein Programm zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und zur Verminderung der Not der Arbeitslosen.

12. April ADGB und AfA-Bund schließen einen Kooperationsvertrag.

April Der (christlich-nationale) Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) gibt eine eigene Tageszeitung heraus: „Der Deutsche“.

3.-17. Juli Gründung der Roten Gewerkschaftsinternationale (RGI) in Moskau.

2.-3. Oktober Erster Kongress des Allgemeinen freien Angestelltenbundes (AfA-Bund). Gründung und Kooperationsvertrag mit dem ADGB werden bestätigt. Siegfried Aufhäuser, der dieses Amt bis 1933 innehat, wird zum Vorsitzenden gewählt.

15. November ADGB und AfA-Bund legen ein „Mindestprogramm zur Rettung der deutschen Wirtschaft“ vor.