zurück

Chronik der Gewerkschaftsbewegung: 1901 bis 1920

Bedeutende Ereignisse in der Geschichte der Gewerkschaftsbewegung von 1901 bis 1920: Gründungen, Arbeitskämpfe, politische Einflüsse und mehr.

18. Januar Verabschiedung des Betriebsrätegesetzes nach schweren inneren Unruhen gegen die Stimmen der USPD und der rechts-bürgerlichen Parteien. 

13. März Kapp-Lüttwitz-Putsch. Am selben Tag erfolgte der Aufruf zum Generalstreik von ADGB und Freie Angestelltenverbände, einen Tag später auch von der KPD und am 15. März auch von den Christlichen Gewerkschaften und am 16. März vom Deutschen Beamtenbund.

17. März Nach fünftägigem Generalstreik geben die Putschisten auf.

18. März Die Freien Gewerkschaften fordern von der Regierung, dass sie einen maßgeblichen Einfluss auf die Politik ausüben.

20. März Vertreter von Gewerkschaften, Regierung und Regierungsparteien einigen sich auf ein Programm, das den Gewerkschaften einen Einfluss auf die weitere politische Entwicklung zusichert. 

27. März Nach dem Rücktritt der Reichsregierung wird eine neue Regierung unter Hermann Müller (SPD) gebildet.

13. April ADGB und Freie Angestelltenverbände sowie Christliche Gewerkschaften und liberale Gewerkvereine geben einen gemeinsamen Aufruf zum Kampf gegen die politische Reaktion heraus.

30. Juni Erste Sitzung des Vorläufigen Reichswirtschaftsrats.

Juli/August II. Weltkongress der Kommunistischen Internationale (KI) legt u.a. ein Gewerkschaftskonzept vor, maßgeblich für die Gewerkschaftsarbeit der KPD.

5.-7. Oktober Erster Betriebsräte-Kongress der Freien Gewerkschaften.

12.-17. Oktober Der Außerordentliche Parteitag der USPD in Halle diskutiert die Annahme der Mitgliedsbedingungen der Kommunistischen Internationale (KI).

6.-7. November Umgestaltung der Arbeitsgemeinschaft freier Angestelltenverbände zum Allgemeinen freien Angestelltenbund (AfA-Bund).

22.-27. November Der Außerordentliche Kongress des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) in London befürwortet die Washingtoner Beschlüsse zum 8-Stundentag. 

November Essener Kongress der Christlichen Gewerkschaften. Adam Stegerwald proklamiert die Idee einer gewerkschaftlich geprägten Mittel- oder Volkspartei.

4.-7. Dezember Vereinigungsparteitag des linken USPD-Flügels mit der KPD.

26. Dezember Tod Carl Legiens.

Der Bund der höheren Beamten tritt aus dem Deutschen Beamtenbund (DBB) aus und bildet den Allgemeinen Deutschen Beamtenbund (ADB).

Gründung des Gewerkschaftsrings deutscher Arbeiter-, Angestellten- und Beamtenverbände als Dachverband der H.-D. Gewerkvereine.

Gründung des Internationalen Bundes christlicher Gewerkschaften (IBCG), Sitz in Utrecht.

Gustav Schneider wird zum Vorsitzenden des (liberalen) Gewerkschaftsbundes der Angestellten und zum zweiten Vorsitzenden des Gewerkschaftsrings deutscher Arbeiter-, Angestellten- und Beamtenverbände gewählt. Er hat diese Ämter bis Frühjahr 1933 inne.

5. Januar Gründung der Deutschen Arbeiterpartei, des Vorläufers der NSDAP. 

5. Januar Beginn von Massenunruhen und Streiks, zu deren Bekämpfung Freikorps eingesetzt werden.

15. Januar Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht von Soldaten der Garde-Kavallerie-Schützendivision.

19. Januar Wahl zur Nationalversammlung.

5.-9. Februar Eine internationale Gewerkschaftskonferenz in Bern fordert die rasche Wiederbelebung des Internationalen Gewerkschaftsbundes.

6. Februar Der 2. Kongress der Arbeiter- und Soldatenräte des Ruhrgebiets in Essen fordert die sofortige Einleitung von Sozialisierungsmaßnahmen und droht einen Generalstreik an. Die Gewerkschaften stellen sich gegen den Streik, an dem sich dennoch fast die Hälfte der Bergarbeiter beteiligen. Nach Militäreinsatz wird der Streik am 21. Februar abgebrochen.

13. Februar Bildung einer Regierung der Weimarer Koalition (MSPD, Zentrum und DDP). Reichskanzler wird Philipp Scheidemann (MSPD).

23. Februar Die Bezirkskonferenz der mitteldeutschen Bergarbeiter beschließt einen Streik für die Sicherung der Rechte der Räte und für die Sozialisierung von Großbetrieben. Als der Streik auch andere Industriebereiche erfasst, wird er durch Militär niedergeschlagen. Nach einem Verhandlungsangebot der Reichsregierung wird der Streik am 8. März abgebrochen.

2.-6. März Gründung der Kommunistischen Internationale (KI).

18. März Durch Gesetz wird der 8-Stundentag auch für Angestellte verankert.

19. März Der Name des Deutsch-Demokratischen Gewerkschaftsbundes (DDGB) wird in Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) geändert.

23. März Verabschiedung des Kohlenwirtschaftsgesetzes, das die Eigentumsverhältnisse weitgehend unangetastet lässt.

12. April Gründung des Reichsverbandes der Deutschen Industrie (RDI).

25. April Die Vorständekonferenz der Freien Gewerkschaften beschließt Richtlinien für die künftige Wirksamkeit der Gewerkschaften, u.a. Entwicklung eines eigenen Rätekonzepts.

Ende April/Anfang Mai Die Räterepublik in München wird in blutigen Kämpfen zerschlagen.

Ende Mai/Anfang Juni Zahlreiche Streiks von Eisenbahnern, die an einzelnen Orten unter Einsatz von Militär unterdrückt werden.

20. Juni Die Regierung Scheidemann tritt, zerstritten über die Unterzeichnung der Versailler Friedensbedingungen, zurück. Gustav Bauer bildet eine neue Regierung.

28. Juni Unterzeichnung des Friedensvertrages in Versailles.

30. Juni – 5. Juli 10. Kongress der Freien Gewerkschaften in Nürnberg: Gründung des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes als Dachverband. Durchsetzung des gemäßigten Rätekonzepts; Akzeptierung des Burgfriedenskurses und der ZAG; Aufhebung des „Mannheimer Abkommens“ von 1906, weil es mehrere Arbeiterparteien gibt. 

28. Juli – 2. August Neugründung des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) in Amsterdam, wohin auch der Sitz des IGB verlegt wird.

11. August Unterzeichnung der Weimarer Reichsverfassung durch Friedrich Ebert; gesichert werden wichtige soziale Grundrechte.

Oktober Die „gelben“ wirtschaftsfriedlichen Werkvereine schließen sich im Nationalverband Deutscher Gewerkschaften zusammen, dessen Name 1921 in Nationalverband Deutscher Berufsvereine geändert wird.

13.-22. Oktober Auf der Generalversammlung des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes (DMV) erreichen USPD- und KPD-Anhänger die Mehrheit. In Resolutionen werden die Kriegspolitik der Generalkommission und die Mitgliedschaft in der ZAG abgelehnt. 

29. Oktober – 30. November Die Internationale Arbeitskonferenz in Washington (ohne Teilnehmer aus Deutschland und Österreich) vereinbart die Einführung des Achtstundentags und der 48-Stunden-Woche.

14. November Der Verband der H.-D. Gewerkvereine beschließt, sich nicht an der Gründung des (christlich nationalen) Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zu beteiligen.

22. November Gründung des (christlich-nationalen) Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), bestehend aus Gesamtverband der christlichen Gewerkschaften (Arbeitersäule), aus dem Gesamtverband deutscher Angestelltenverbände (Gedag), zu dem auch der Deutsch-Nationale Handlungsgehilfen-Verband (DHV) gehört, und aus dem Gesamtverband deutscher Beamtengewerkschaften, der sich jedoch 1926 auflöst. Adam Stegerwald wird zum Vorsitzenden gewählt; er hat dieses Amt bis 1929 inne.

13. Dezember Der Hauptausschuss der Arbeiterwohlfahrt wird gegründet; Leiterin wird Marie Juchacz.
Gründung der ADGB-Bundesschule Tinz.

7. Januar Erste Kundgebung des Volksbunds für Freiheit und Vaterland. 

Januar Etwa eine Million Arbeiter und Arbeiterinnen streiken für „Frieden, Freiheit und Brot“ Die Streikenden wählen Betriebsvertrauensleute, die den Groß-Berliner Arbeiterrat bilden; an der Spitze steht ein Aktionsausschuss von 11 Mitgliedern, von denen je 3 der MSPD und der USPD, aber keiner den Gewerkschaften angehört.

1. Februar Stellungnahme der Verbandsvorstände zu den Streiks.

3. März Abschluss des Friedensvertrages von Brest-Litowsk zwischen den Mittelmächten und der Sowjetregierung.

Mai § 153 der Gewerbeordnung, nach dem der Koalitionszwang unter Strafe gestellt wird, wird gestrichen.

Juni-September Zahlreiche Streiks und Massendemonstrationen gegen die schlechte Lebensmittelversorgung und für sofortigen Frieden.

29. September Die Oberste Heeresleitung gesteht die drohende Niederlage ein und forderte die Regierung zur sofortigen Aufnahme von Waffenstillstandsverhandlungen auf.

3. Oktober Prinz Max von Baden wird zum Reichkanzler ernannt. Er regiert mit der Unterstützung von MSPD, Zentrum und Fortschrittspartei. Gustav Bauer von den Freien und Johannes Giesberts von den Christlichen Gewerkschaften rücken als Staatssekretär bzw. Minister ins Kabinett ein.

29./30. Oktober Nach der Weigerung der Kieler Matrosen, mit der Hochseeflotte auszulaufen, werden mehrere Hundert wegen Meuterei verhaftet. Der Protest gegen diese Maßnahme zündet den Funken zur Revolution.

29./30. Oktober Der Gesamtverband der christlichen Gewerkschaften bekundet bei der Ausschusssitzung seine Treue zur Monarchie.

9. November Scheidemann ruft die Republik, wenig später Karl Liebknecht die sozialistische Republik aus. 

10. November MSPD und USPD bilden die Revolutionsregierung des Rats der Volksbeauftragten.

10. November Telefonat von Friedrich Ebert (MSPD) mit Wilhelm Groener (OHL): Anerkennung der neuen Regierung einerseits und Anerkennung der überkommenen Heeresordnung andererseits.

11. November Waffenstillstand in Compiègne geschlossen.

11. November Gründung des Spartakusbundes in Berlin um Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht.

12. November Regierung des Rats der Volksbeauftragten veröffentlicht ihr „Sozialistisches Programm“.

15. November Abschluss des Novemberabkommens zwischen Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften: Der Anerkennung der Gewerkschaften und der Einführung des 8-Stundentags steht die Sicherung der bestehenden Eigentumsordnung gegenüber. 

19. November Die Versammlung des Berliner Arbeiterrats lehnt die Einberufung einer Nationalversammlung ab.

20. November Die Christlichen und die liberalen Gewerkschaften sowie der Deutschnationale Handlungsgehilfenverband (DHV) gründen den Deutsch-Demokratischen Gewerkschaftsbund (DDGB).

23. November Mit einer Verordnung wird der 8-Stundentag eingeführt.

4. Dezember In Ausführung des Novemberabkommens wird die Zentralarbeitsgemeinschaft der industriellen und gewerblichen Arbeitgeber und Arbeitnehmer (ZAG) gegründet.

16.-20. Dezember Die Reichskonferenz der Arbeiter- und Soldatenräte beschließt in Berlin die Wahl zur Nationalversammlung.

23. Dezember Gesetzliche Anerkennung der Tarifverträge.

24. Dezember Bei der Meuterei der Volksmarine-Division in Berlin ruft Friedrich Ebert die alte Armee zu Hilfe; daraufhin treten die USPD-Mitglieder aus dem Rat der Volksbeauftragten aus.

Ende des Jahres Gründung des Deutschen Beamtenbundes (DBB).

30. Dezember – 1. Januar 1919 Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Die Delegierten stimmen mehrheitlich gegen eine Teilnahme an der Wahl zur Nationalversammlung und fordern die Arbeiter auf, die Gewerkschaften zu verlassen.

Januar Große Streikbewegung gegen Hunger und Krieg (ohne bzw. gegen die Gewerkschaften) Die Bewegung der Revolutionären Obleute entsteht.

16. Januar Die Generalkommission und die Vorstände von fünf Gewerkschaften versichern dem Reichskanzler, dass sie nach der Ablehnung des Friedensangebots des deutschen Kaisers vom 12. Dezember 1916 fest hinter der Regierung stehen.

16.-22. Februar Streikaktionen in Bergwerken und Metallarbeiten an der Ruhr.

6.-8. April Gründung der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) in Gotha.

16.-23. April Große Streikaktionen von Rüstungsarbeitern (ohne bzw. gegen die Gewerkschaften), vor allem in Berlin und Leipzig.

23. April Rundschreiben der Generalkommission gegen die Streikaktionen.

25. April Erlass der Reichsregierung, nach dem alle Streiks in kriegswichtigen Industrien als Vorschubleistung für eine feindliche Macht einzustufen und zu verfolgen sind.

27.-30. Juni Auf der Generalversammlung des Deutschen Metallarbeiterverbandes (DMV) können sich die Unterstützer der bisherigen Gewerkschaftslinie nur knapp durchsetzen.

Herbst Die Arbeitsgemeinschaft für das einheitliche Angestelltenrecht bildet sich um zur Arbeitsgemeinschaft für Angestelltenverbände.

1. Oktober Eine internationale Gewerkschaftskonferenz in Bern formuliert soziale und politische Friedensforderungen.

7. November Beginn der russischen „Oktober-Revolution“.

22.-24. November Die Freien Gewerkschaften publizieren ein Sozialpolitisches Arbeitsprogramm.
Bildung des Volksbundes für Freiheit und Vaterland, in dem die Richtungsgewerkschaften zusammenarbeiten.

19. Juli Friedensresolution des Reichstages, getragen von Mehrheitssozialdemokratie (MSPD), Zentrum und Fortschrittspartei.

1. Januar Angehörige der innerparteilichen sozialdemokratischen Opposition um Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht gründen die Gruppe Internationale.

15. Januar Die Generalkommission stellt sich gegen den linken Flügel der SPD.

19. März Die Reichskonferenz der Spartakusgruppe tagt in Berlin.

24. März Die Opposition in der SPD-Reichstagsfraktion bildet die Sozialdemokratische Arbeitsgemeinschaft.

1. Mai Die Spartakusgruppe ruft zu Maidemonstrationen unter der Devise „Brot! Freiheit! Frieden!“ auf.

Mai Die Generalkommission rechtfertigt den Kurs des 4. August.

Mai Bildung des Kriegsernährungsamtes. In den Vorstand rücken August Müller (SPD) und Adam Stegerwald (Christliche Gewerkschaften und Zentrum) ein.

Mai Veröffentlichung eines Grundsatzprogramms durch den Deutschen Arbeiterkongress.

5. Juni Eine Novelle des Reichsvereinsgesetzes wird verabschiedet, mit der die Möglichkeit eingeschränkt wird, die Gewerkschaften als „politische Vereine“ einzustufen und demgemäß Sonderrechten zu unterstellen.

28. Juni Proteststreik von 50.000 Berliner Metallarbeitern gegen die Lebensmittelnot.

Juli Die Generalkommission wendet sich gegen die Streiks.

November Bildung des Kriegsamts zur Koordinierung der Ansprüche von Militär und Rüstungsindustrie.

2. Dezember Verabschiedung des Gesetzes über den vaterländischen Hilfsdienst, mit dem einerseits eine Arbeitspflicht eingeführt wurde, andererseits die Gewerkschaften erstmals als berufene Interessenvertretung der Arbeiterschaft anerkannt werden.

8. Dezember Stellungnahme der Generalkommission zum Hilfsdienstgesetz.

12. Dezember Gemeinsame Stellungnahme der Richtungsgewerkschaften zum Hilfsdienstgesetz.

Gründung der „Gewerkschaftlichen Frauenzeitung“, Red. Gertrud Hanna.

Der Winter 1916/17 geht als „Steckrübenwinter“ in das kollektive Gedächtnis ein. 

2. Januar Rückblick des „Correspondenzblatts“ auf das Jahr 1914 mit einer Rechtfertigung der bisherigen Gewerkschaftspolitik erscheint.

2. Februar Die SPD-Reichstagsfraktion beschließt, dass Abstimmungen im Reichstag einstimmig zu erfolgen haben. Das Abstimmungsverhalten von Karl Liebknecht wird als „Disziplinbruch“ verurteilt.

Februar Brotkarten werden als erste Maßnahme der Lebensmittelrationierung eingeführt.

Februar Bildung des Kriegsausschusses für die Metallbetriebe Groß-Berlins von Metallindustriellen und Metallgewerkschaften.

April Nach der Ankündigung von Kürzungen der Brotrationen erste Proteststreiks.

5. Juli Die Verbandsvorstände der Freien Gewerkschaften stellen sich mit einer Erklärung hinter die Position der Mehrheit von Fraktion und Parteiführung der SPD.

7. August Das „Correspondenzblatt“ plädiert für die Zusammenarbeit der Richtungsgewerkschaften im Krieg.

Gründung der Arbeitsgemeinschaft technischer Verbände und der Arbeitsgemeinschaft für einheitliches Angestelltenrecht, aus der der Allgemeine freie Angestelltenbund hervorgeht. Vors. der Arbeitsgemeinschaft für ein einheitliches Angestelltenrecht ab 1917, dann Vorsitzender des Allgemeinen freien Angestelltenbundes von 1921 bis 1933: Siegfried Aufhäuser.

Frühjahr Die gewerkschaftlichen Angestelltenorganisationen schließen sich zur Arbeitsgemeinschaft für das einheitliche Angestelltenrecht zusammen.

22.-27. Juni Der 9. Kongress der Freien Gewerkschaften in München berät über die Versicherungsgesellschaft Volksfürsorge, Unternehmerwillkür, Arbeitslosenfürsorge und Tarifverträge.

28. Juni Mord am Thronfolger der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie in Sarajewo.

31. Juli Russische Generalmobilmachung.

1. August Mobilmachung in Deutschland; Kriegserklärung an Russland (1. August) und Frankreich (3. August).

1. August Die Generalkommission publiziert einen Friedensappell. 

2. August Die Vorständekonferenz der Freien Gewerkschaften stellt sich auf den Krieg ein und kündigt für die Kriegsdauer den Verzicht auf Lohnbewegungen an.

3. August Beratungen der SPD-Reichstagsfraktion. Mehrheitlich wird die Zustimmung zu den Kriegskrediten beschlossen, gegen eine Minderheit von 14 Abgeordneten.

4. August Zustimmung der SPD-Reichstagsfraktion zu den Kriegskrediten im Reichstag.

5. August H.-D.-Gewerkvereine und Christliche Gewerkschaften gliedern sich in die „nationale Einheitsfront“ ein.

13. August Im Kriegsministerium wird die Kriegsrohstoffabteilung gebildet, die die knappen Ressourcen verteilen soll.

5. September Die Generalkommission veröffentlicht die Stellungnahme „Der Krieg und die sozialen Pflichten“. 

September Mit der Schlacht an der Marne geht der Krieg in einen „Stellungskrieg“ über.

Dezember Karl Liebknecht stimmt als einziger SPD-Abgeordneter im Reichstag gegen die Bewilligung der Kriegskredite.

5. April Zusammenschluss der Hauptstelle und des Vereins Deutscher Arbeitgeberverbände zur Vereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände.

24. August Gründung des Kartells der schaffenden Stände, eines Zusammenschlusses von industriellen, landwirtschaftlichen und mittelständischen Interessenverbänden gegen die Sozialdemokratie. Von Kritikern wird es als Kartell der raffenden Hände bezeichnet.

14.-20. September Der SPD-Parteitag in Jena bestätigt mehrheitlich den bisherigen Kurs in der Massenstreikfrage.
Aus dem Internationalen Sekretariat der Gewerkschaften wird auf der 8. Konferenz in Zürich der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB); Präsident wird Carl Legien (bis 1919).

11.-19. März Bergarbeiterstreik an der Ruhr; der Gewerkverein der christlichen Bergarbeiter streikt nicht mit, der Streik endet erfolglos.

24. August Veröffentlichung der Enzyklika Singulari quadam durch Papst Pius X., nach der Christliche Gewerkschaften geduldet werden könnten.

26. November Außerordentlicher Gewerkschaftskongress der Christlichen Gewerkschaften in Essen beharrt auf den Prinzipien der Interkonfessionalität und parteipolitischen Unabhängigkeit.

12. Dezember Gründung der gewerkschaftlich-genossenschaftlichen Volksfürsorge-Versicherung.

12. Januar Deutscher Heimarbeitertag; gemeinsames Auftreten der Richtungsgewerkschaften.

31. Mai Verabschiedung der Reichsversicherungsordnung gegen die Stimmen der Sozialdemokratie.

26. Juni – 1. Juli Der 8. Kongress der Freien Gewerkschaften in Dresden berät u.a. Koalitionsrecht, Heimarbeiterschutz, Arbeiterschutz, Arbeitsvermittlung, Angestelltenorganisation.

28. Dezember Verabschiedung der Versicherungsordnung für Angestellte.

15. April Der Arbeitskampf im Baugewebe dauert mit Streik und Aussperrung von rund 160.000 Arbeitern bis Anfang Juli.

28. August – 3. September Internationaler Sozialistenkongress in Kopenhagen: Warnung vor der drohenden Kriegsgefahr.

Dezember Beschluss der Fuldaer Bischofskonferenz zur Gewerkschaftsfrage.

21./22. Februar Gründung des Verbandes der Land-, Wald- und Weinbergsarbeiter und -arbeiterinnen Deutschlands, 1912 umbenannt in Deutscher Landarbeiterverband.

4. Oktober – 13. November Streik im Mansfelder Revier, nachdem zahlreiche Bergarbeiter wegen ihrer Mitgliedschaft im Alten Verband entlassen worden sind. Militär wird ins Streikgebiet entsandt. Am 11. November wird der Streik abgebrochen.

8. April Reform des Vereinsgesetzes wird im Reichstag verabschiedet: Lockerung der Regelungen zur Mitgliedschaft von Frauen.

22.-27. Juni Der 6. Deutsche Gewerkschaftskongress in Hamburg berät u.a. über Fragen der Sozialpolitik und den Boykott als Arbeitskampfmittel.

9. Dezember Verabschiedung der Gewerbeordnungsnovelle.

13.-19. September Der SPD-Parteitag beschließt u.a., dass die Mitgliedschaft in der Freien Vereinigung deutscher Gewerkschaften nicht mit der Mitgliedschaft in der SPD vereinbar sei.

Verabschiedung des neuen Gewerkvereins-Programms der H.-D. Gewerkvereine.

Erster Tarifvertrag der Metallarbeiter abgeschlossen.

23.-29. September Auf dem SPD-Parteitag in Mannheim wird das „Mannheimer Abkommen“ zwischen SPD-Vorstand und Generalkommission verabschiedet.

17. Januar – 7. Februar Der Streik der Ruhrbergarbeiter, gegen den sich die Richtungsgewerkschaften zunächst gewandt haben, endet mit Teilerfolg.

22.-27. Mai 5. Gewerkschaftskongress der Freien Gewerkschaften in Köln beschließt u.a., die 

26. Juni Max Hirsch, einer der Gründungsväter der Hirsch-Dunckerschen Gewerkverein, stirbt.

14. Juli Verabschiedung der Berggesetznovelle.

17.-23. September Der SPD-Parteitag in Jena beschließt eine positive Stellungnahme zum politischen Massenstreik zur Abwehr etwaiger Anschläge auf das Wahl- und Koalitionsrecht.

1. Oktober Das Arbeiterinnen-Sekretariat bei der Generalkommission wird eingerichtet. Ida Altmann(-Bronn) wird die Leiterin diese Sekretariats und damit die erste besoldete Gewerkschaftssekretärin der Freien Gewerkschaften. Sie hat diese Funktion von 1905 bis 1909 inne. 

7.-9. März Der erste von der Generalkommission der Gewerkschaften einberufene Heimarbeiterschutzkongress findet in Berlin statt.

12. April Gründung der Hauptstelle Deutscher Arbeitgeberverbände.

9. Mai Gründung des Reichsverbandes gegen die Sozialdemokratie.

23. Juni Der Verein deutscher Arbeitgeberverbände wird Mitglied des Bundes der Industriellen.

17.-18. Mai Gründung des Zentralverbandes Deutscher Konsumvereine in Dresden. 

1. August – 18. Januar 1904 Arbeitskampf in der Textilindustrie in Crimmitschau für den 10-Stundentag. Der Streik, an denen zum ersten Mal in großem Umfang Frauen beteiligt sind, geht nach einer Aussperrung erfolglos zu Ende. Im Anschluss werden mehrere Arbeitgeberverbände gebildet.

25.-26. Oktober Der erste Deutscher Arbeiterkongress der nicht-sozialdemokratischen Arbeiterorganisationen tagt in Frankfurt/M.

16.-21. Juni Der 4. Kongress der Gewerkschaften Deutschlands berät u.a. über Streikfragen, Arbeitslosenversicherung, Koalitionsrecht der Eisenbahner und die Stellung der Berufs- zu den Industrieverbänden. Der Sitz der Generalkommission wird von Hamburg nach Berlin verlegt.

Adam Stegerwald wird zum Generalsekretär bzw. Vorsitzenden des Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften Deutschlands gewählt; er hat dieses Amt bis 1929 inne.

Gründung des Internationalen Büros der Sozialistischen Gewerkschaften mit Sitz in Berlin; Sekretär wird Carl Legien.

28. Mai Auf dem Krefelder Kongress der Christlichen Gewerkschaften wird die Bildung des Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften beschlossen. Zum Vorsitzenden wird August Brust gewählt. Generalsekretär ab 1. Januar 1903: Adam Stegerwald.

15. April Erste Ausgabe der „Mitteilungen des Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften“ erscheint; ab 1905 „Zentralblatt der christlichen Gewerkschaften Deutschlands“.

Oktober Erste Ausgabe des „Christlichen Gewerkschaftsblatts“ erscheint.

Bekräftigung der Unvereinbarkeit der Mitgliedschaft in den H.-D. Gewerkvereinen und der SPD.

Monatelanger Streik und Aussperrung der Hamburger Werftarbeiter. 

Erste Konferenz der nationalen Gewerkschaften in Kopenhagen als Keimzelle für die Bildung des Internationalen Gewerkschaftsbundes.

Gründung der Internationalen Artistenloge.