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Chronik der Gewerkschaftsbewegung: 1881 bis 1900

Bedeutende Ereignisse in der Geschichte der Gewerkschaftsbewegung von 1881 bis 1900: Gründungen, Arbeitskämpfe, politische Einflüsse und mehr.

10. März Paul Umbreit übernimmt die Redaktion des „Correspondenzblattes“.

30. Juni Verabschiedung der Novelle zur Gewerbeordnung mit Verbesserung der Arbeitsschutzvorschriften (u.a. Regelung des Ladenschlusses). 

22. August Fuldaer Pastorale der Katholischen Bischofskonferenz belobigt die Katholischen Arbeitervereine, erwähnt die Christlichen Gewerkschaften nicht.

Im Laufe des Jahres werden der Verband christlicher Schuh- und Lederarbeiter Deutschlands, der Verband christlicher Schneider und Schneiderinnen und verwandter Berufe und der Christlich-soziale Verband der nicht-gewerblichen Arbeiter und verschiedener Berufe Deutschlands gegründet.

8.-13. Mai Der 3. Kongress der Freien Gewerkschaften in Frankfurt/M. spricht sich eindeutig für Tarifverträge aus. In die Generalkommission wird keine Frau gewählt.

Erster Tarifvertrag der Bauarbeiter.

21.-22. Mai (Pfingsten) Bildung eines Zentralausschusses der Christlichen Gewerkschaften und Verabschiedung der Mainzer Leitsätze der Christlichen Gewerkschaften.

Gründung des Zentralverbandes christlicher Holzarbeiter (Vorsitzender zunächst Adam Stegerwald, von 1903 bis Mai 1933 Heinrich Kurtscheid), des Zentralverbandes christlicher Metallarbeiter (Vorsitzender bis Mai 1933: Franz Wieber), des Verbandes christlicher Bauarbeiter und des Verbandes christlicher Tabak- und Zigarrenarbeiter Deutschlands

20. November Ablehnung der „Zuchthausvorlage“, mit der diejenigen, die Arbeitswillige während eines Streiks an der Arbeit hinderten, mit Zuchthaus bestraft werden sollten.

Gründung des Deutschen Flottenvereins, der eine nationalistische Großmachtpolitik propagiert. 

1. Juni  Zusammenschluss der Organisationen der männlichen und weiblichen Arbeiter zum „Verband der Buch- und Steindruckerei-Hilfsarbeiter und -arbeiterinnen Deutschlands“. Paula Thiede wird zur Vorsitzenden gewählt. Mit einer kurzen Unterbrechung (1901/02) behält sie dieses Amt bis zu ihrem Tode im März 1919.

26. Februar Kaiser Wilhelm II. ruft zum Kampf gegen die Kräfte des Umsturzes auf.

31. Mai Stellungnahme der Generalkommission zum Abschluss von Tarifverträgen.

17. Juni Kaiser Wilhelm II. kündigt Strafen für diejenigen an, die andere während eines Streiks an der Arbeit hindern wollen.

Gründung der Freien Vereinigung deutscher Gewerkschaften, ein Zusammenschluss der „Lokalisten“.

Gründung des Zentralverbandes der Angestellten (Freie Gewerkschaften).

Gründung des Rheinisch-Westfälischen Roheisen-Syndikats.

4.-8. Mai Der zweite Kongress der Gewerkschaften Deutschlands tagt in Berlin. Er berät u.a. über Streikunterstützung, Arbeitsvermittlung, Arbeiterinnen-Agitation (Referentin: Wilhelmine Kähler) und Hausindustrie.

21. November – 6. Februar 1897 Streik der Hamburger Hafenarbeiter; er endet mit Lohnzugeständnissen der Arbeitgeber.

8. Dezember Gründung des Verbandes der Eisenbahner Deutschlands.

Gründung des Verbandes der Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter (1907 umbenannt in Deutscher Transportarbeiter-Verband) und des Verbandes der Gemeinde- und Staatsarbeiter; beide schließen sich 1930 mit den Verbänden der Gärtner und der Berufsfeuerwehrmänner zum Gesamtverband der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs (einem Vorläufer der ÖTV) zusammen.

Gründung des Deutsch-nationalen Handlungsgehilfenverbandes (DHV). 

Gründung des Bundes der Industriellen.

24. März In Hamburg wird die Großeinkaufsgesellschaft Deutscher Konsumvereine gegründet.

23. April Stellungnahme der Generalkommission zum Maifeiertag.

Mai Nach der Aussperrung von 300 Böttchern, die am 1. Mai die Arbeit haben ruhen lassen, wird in Berlin zu einem Bierboykott aufgerufen, der am 26. Dezember mit einem Kompromiss beendet wird.

28. Oktober Gründung des Gewerkvereins christlicher Bergarbeiter, zunächst für den Oberbergamtsbezirk Dortmund. Zum Vorsitzenden wird August Brust gewählt, der dieses Amt bis 1904 innehat.

1. November Das erste Arbeitersekretariat nimmt in Nürnberg seine Arbeit auf. Bis 1910 steigt die Zahl dieser Beratungsstellen auf 112.

21.-22. Mai Gründung des Deutschen Arbeiterturnbundes in Gera.

Gründung des Rheinisch-Westfälischen Steinkohlen-Syndikats.

Freiwillige Einführung des Achtstundentages in der Jalousie-Fabrik Freese.

14.-18. März  Der Erste Kongress der Gewerkschaften Deutschlands in Halberstadt wählt Wilhelmine Kähler als einzige Frau in den Vorstand. Die Bildung von Zentralverbänden wird beschlossen.

1. Januar Die erste Ausgabe der Zeitschrift „Die Arbeiterin. Zeitschrift für die Interessen der Frauen und Mädchen des arbeitenden Volkes“, redigiert von Emma Ihrer, erscheint. Die letzte Nummer kommt am 19. Dezember heraus. 

20. Januar Die erste Ausgabe des „Correspondenzblatts der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands“, redigiert von Carl Legien, erscheint.

4. Februar Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion fordert die Arbeiter dazu auf, die Maifeier am ersten Sonntag im Mai zu begehen.

8. Mai Verabschiedung der Novelle zur Gewerbeordnung: Einräumung der Möglichkeit zur Bildung von Arbeiterausschüssen und Schutzregelungen insbes. für Jugendliche und Frauen.

15. Mai Veröffentlichung der Enzyklika Rerum novarum von Papst Leo XIII. zur Sozialen Frage.

1.-6. Juni Gründungskongress des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes (DMV) in Frankfurt/M.; offizielles Gründungsdatum: 1. August 1891

14.-20. Oktober Der sozialdemokratische Parteitag in Erfurt verabschiedet das „Erfurter Programm“.

8. November – 14. Januar 1892 Erfolgloser Buchdruckerstreik für den 9-Stundentag

28. Dezember Die erste Ausgabe der Zeitschrift „Die Gleichheit“ erscheint unter der Redaktion von Clara Zetkin.

Gründung des Allgemeinen Deutschen Verbandes (1894 in Alldeutscher Verband umbenannt), der eine nationalistische Ideologie propagiert.

25. Januar Der Reichstag lehnt die Verlängerung des Sozialistengesetzes ab.

20. März Entlassung Reichskanzler O. von Bismarcks. Nachfolger wird L. von Caprivi.

März Gründung des „Vereins der Arbeiterinnen an Buch- und Steindruck-Schnellpressen“.

1. Mai Arbeitsniederlegungen am 1. Mai werden, z.B. in Hamburg, mit Aussperrung durch die Arbeitgeber beantwortet.

28. Juni Der Reichstag beschließt die Einrichtung von Gewerbegerichten.

6. August In Erfurt wird der Gesamtverband der evangelischen Arbeitervereine gegründet.

1. Oktober Auslaufen des Sozialistengesetzes. Inzwischen bestehen wieder 40 Zentralverbände, u.a. der Buchdrucker, der Hutmacher, der Manufakturarbeiter, der Schneider, der Steinmetze, und der Tischler.

16.-17. November Vorständekonferenz der Gewerkschaften in Berlin beschließt die Gründung der Generalkommission; Carl Legien wird zum Vorsitzenden gewählt. Er hat dieses Amt bis zum Ende der Generalkommission inne; dann ist er, bis zu seinem Tode 1920, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB); Emma Ihrer wird als erste Frau in die Generalkommission gewählt; sie hat dieses Amt bis 1892 inne. 1891 wird ein Organisationsplan vorgelegt.

Gründung des Fabrik- und Hausarbeiterinnenverbandes, der 1892 in den Verband der Fabrik-, Land- und Hilfsarbeiter und -arbeiterinnen übergeht.

1890/91 Streikwelle: Streik der Hamburger Tabakarbeiter und der Ruhrbergleute 1891, der Bergleute an der Saar 1891/92 und der Buchdrucker 1891/2.

3. Mai An der Ruhr beginnt ein Bergarbeiterstreik, der auf andere Reviere ausgreift und an dem über 100.000 Streikende beteiligt sind. Der Streik wird Anfang Juni mit einem Kompromiss beendet.

14.-20. Juli Der Internationale Sozialistenkongress in Paris fasst den Beschluss, den 1. Mai als internationalen Demonstrations- und Kampftag der Arbeiterbewegung für die Einführung des 8-Stundentags zu begehen.

18. August Gründung des Verbandes zur Wahrung und Förderung der bergmännischen Interessen in Rheinland und Westfalen, aus dem sich der Deutsche Bergarbeiterverband (Alter Verband) entwickelt.

22. Juni Einführung der Alters- und Invalidenversicherung.

Freiwillige Einführung des 8-Stunden-Tages in den Carl-Zeiss-Werken in Jena.

15. Juni Wilhelm II. wird Deutscher Kaiser.

18. Juni Franz Duncker, einer der Gründungsväter der Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine, stirbt.

11. April Nach dem Streikerlass des Innenministers R. von Puttkamer soll die Polizei gegen Streiks, die von der Sozialdemokratie beeinflusst werden, entschieden vorgehen.

Sommer Streik von 12.000 Berliner Maurern.

Gründung des Vereins zur Wahrung der Interessen der Arbeiterinnen in Berlin durch Emma Ihrer.

6. Juli Einführung der Unfallversicherung.

Enzyklika Humani generis von Papst Leo XIII zur Sozialen Frage.

Mai Gertrud Guilleaume-Schack gründet 16 Arbeiterinnenvereine, die jedoch bald wieder aufgelöst werden.

22. Mai Einführung der Krankenversicherung.

29. Mai In Gelsenkirchen wird der erste evangelische Arbeiterverein gegründet; 1890 schließen sich die inzwischen gebildeten evangelischen Arbeitervereine zu einem Gesamtverband zusammen.

17. November Die Kaiserbotschaft Wilhelms I. weckt Hoffnung auf soziale Reformen.

Beginn einer „milderen Praxis“ in der Anwendung des „Sozialistengesetzes“: Gründung von lokalen Fachvereinen sowie Kranken- und Sterbekassen, bald auch von Zentralverbänden.