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Biografien: Toni Sender, 1888-1964
Toni Sender, geboren am 29. November 1888 in Biebrich (Wiesbaden), wächst in einer wohlhabenden orthodox-jüdischen Familie auf. Nach dem Besuch der Höheren Handelsschule in Frankfurt/Main geht sie als Mitarbeiterin der Frankfurter Metallfirma Beer & Sondheimer nach Paris, muss aber bei Beginn des Ersten Weltkrieges nach Deutschland zurückkehren.
Ihr politischer Werdegang:
1910 Eintritt in die SPD und ehrenamtliche Mitarbeit im freigewerkschaftlichen Zentralverein für Bureauangestellte
1914 bis 1917 Sie kritisiert den Kurs der Mehrheitssozialdemokratie und protestiert zusammen mit Robert Dißmann, mit dem sie politisch und privat verbunden ist, gegen die Bewilligung der Kriegskredite und die „Burgfriedenspolitik“ der Mehrheitssozialdemokratie.
1917 Übertritt in die USPD
1920 Wahl in den Reichstag zunächst für die USPD. Nach der Spaltung der USPD kehrt sie in die SPD zurück. Ihr Mandat hat sie bis 1933 inne.
5. März 1933 Flucht in die Tschechoslowakei. Im Exil analysiert sie die politische Lage, publiziert entsprechende Zeitungs- und Zeitschriftenbeiträge und schaltet sich damit in die aktuellen programmatisch-politischen Debatten des Exils ein, so auch in die Auseinandersetzungen um die Bildung einer Volksfront.
1935 Einladung zu einer Vortragstour in die USA. Toni Sender entscheidet in den USA zu bleiben. Sie arbeitet als Journalistin, engagiert sich in der Flüchtlingshilfe und in der Zusammenarbeit mit dem Labor Desk des Office of Strategic Services (OSS), einer Gliederung des amerikanischen Geheimdienstes. Für letzteren stellt sie Kontakte zu zahlreichen exilierten Sozialisten und Sozialdemokraten her.
1943 nimmt sie die amerikanische Staatsbürgerschaft an und arbeitet seit 1944 bei der United Nations Relief and Rehabilitation Administration (UNRRA), die zunächst Hilfe für die Bevölkerung in befreiten, aber nicht ehemals feindlichen Staaten organisiert. Außerdem arbeitet sie ab 1947 als Assistentin der Vertreter der American Federation of Labor (AFL) beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen. In ihrer Arbeit setzt sie sich nicht nur für zentrale gewerkschaftliche Forderungen wie Arbeitszeitverkürzung und Vollbeschäftigung ein, sondern sie kämpft für eine internationale Ächtung von Zwangsarbeit. Es ist auch ihr Erfolg, dass 1957 eine Konvention zur Abschaffung von Zwangsarbeit zustande kommt. Am 31. Dezember 1956 scheidet sie aus dem aktiven Berufsleben aus.
Toni Sender stirbt am 26. Juni 1964 in New York.
Nach Anette Hild-Berg, Toni Sender – eine hessische Sozialistin kämpft für die Freiheit, in: Renate Tigge-Tesche u. Axel Ulrich (Hrsg.), Verfolgung und Widerstand in Hessen 1933-1945, Frankfurt/M. 1996, S. 335-345; Gerhard Beier, Toni Sender. Eine deutsche Rebellin, in: ders., Schulter an Schulter, Schritt für Schritt. Lebensläufe deutscher Gewerkschafter, Köln 1983, S. 163-168.