Quelle: Bundesarchiv, Wikimedia Commons
Biografien: Gustav Adolf Bauer, 1870-1944
Gustav Adolf Bauer, wird am 6. Januar 1870 in Darkehmen (Ostpreußen) geboren. Nach dem Besuch der Volksschule arbeitet der Sohn des Gerichtsvollziehers Gustav Bauer und seiner Frau Henriette (geb. Groß) von 1884 bis 1895 zunächst als Schreiber, dann als Bürovorsteher in einer Königsberger Rechtsanwaltskanzlei. Nach einer schweren Erkrankung wird ihm 1888 ein Bein amputiert.
Sein politischer Werdegang:
1895: Gründer und Vorsitzender des Zentralvereins der Bureauangestellten Deutschlands bis zur Fusion mit dem Verband der Verwaltungsbeamten der Krankenkassen im Jahre 1908
1902: Leiter des Zentral-Arbeitersekretariats der Freien Gewerkschaften in Berlin
1908 bis 1918: Zweiter Vorsitzender der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands
1912: Wahl zum Aufsichtsratsvorsitzenden der Volksfürsorge
1912: Wahl für die SPD in den Reichstag
1917: Mitgründer des Volksbundes für Freiheit und Vaterland, der den politischen Kurs der Mehrheitssozialdemokratie und der Freien Gewerkschaften im Ersten Weltkrieg unterstützt.
Oktober 1918: Berufung zum Staatssekretär des Reichsarbeitsamtes durch Reichskanzler Prinz Max von Baden
1919: Mitglied der Weimarer Nationalversammlung bis Februar 1925, dann Mitglied des Reichstags
Februar 1919: Reichsarbeitsminister im Kabinett von Philipp Scheidemann (SPD)
21. Juni 1919 bis 26. März 1920: Ministerpräsident (bis 14. August 1919) bzw. Reichskanzler. In seine Regierungszeit fallen die Verabschiedung der Weimarer Reichsverfassung und die Unterzeichnung des Versailler Vertrages, dessen harte Bedingungen für Deutschland er ablehnt.
1920: Rücktritt nach dem Kapp-Putsch; danach Schatzminister und im Mai/Juni Verkehrsminister im Kabinett von Hermann Müller (SPD).
1921: Vizekanzler und Schatzminister im zweiten Kabinett Wirth (Zentrum). Nach dem Rückzug aus der ersten Reihe der Politik wird er Geschäftsführer einer Berliner Wohnungsbaugenossenschaft.
1925: Im Zuge des Barmat-Skandals wird Bauer wegen seiner persönlichen Beziehung zu dem wegen Hinterziehung und Korruption Angeklagten aus der SPD ausgeschlossen und zum Verzicht auf sein Reichstagsmandat veranlasst. Der Ausschluss aus der SPD wird vom Parteischiedsgericht im Mai 1926 wieder aufgehoben. Daraufhin nimmt Bauer sein Reichstagsmandat wieder auf (bis 1928).
1930-33: In den Krisenjahren der Weimarer Republik engagiert Bauer sich im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold.
Mai 1933: Unter dem Vorwurf von angeblichen Steuerdelikten wird Bauer mehrere Tage inhaftiert. Beweise für die Anklage gibt es nicht; 1935 wird das Verfahren eingestellt.
Bauer stirbt am 16. September 1944 in Berlin.
Nach den Angaben von Paul Mayer, Gustav Adolf Braun, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 1, S. 638. Ausführlich: Karlludwig Rintelen, Ein undemokratischer Demokrat. Gustav Bauer. Gewerkschaftsführer – Freund Friedrich Eberts – Reichskanzler. Eine politische Biographie, Frankfurt/M. 1993.