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Biografien: Fritz Naphtali, 1888-1961
Fritz Naphtali, geboren am 29. März 1888 in Berlin, wird zunächst Kaufmann. Später studiert der Sohn jüdischer Eltern Wirtschaftswissenschaften und arbeitet als Wirtschaftsredakteur bei der Frankfurter Zeitung. Bekannt wird er vor allem durch das von ihm zusammen mit Fritz Baade, Rudolf Hilferding, Erik Nölting und Hugo Sinzheimer entwickelte Konzept der Wirtschaftsdemokratie, das er 1928 auf dem Hamburger ADGB-Kongress vorstellt. Dieses Programm findet in der Sozialdemokratie breite Zustimmung, wird aber von Kommunisten und Arbeitgebern scharf abgelehnt. In der Weltwirtschaftskrise 1931/32 wird er zum Wortführer der innergewerkschaftlichen Kritiker des von Wladimir Woytinsky, Fritz Baade und Fritz Tarnow entwickelten Arbeitsbeschaffungsprogramms, das eine Konjunkturbelebung durch Staatsaufträge und Kredite vorsieht. Er lehnt eine solche Politik ab, weil er sie für inflationsfördernd hält.
Sein politischer Werdegang:
Eintritt in die SPD
1927 bis 1933 Leiter der Forschungsstelle für Wirtschaftspolitik des ADGB
Mai 1933 Verhaftung durch die Nazis
Juli 1933 Entlassung aus dem Gefängnis und Flucht nach Palästina
1934 – 1938 Dozent für Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten in Haifa und Tel Aviv.
1938 bis 1949 Leiter der Arbeiterbank Hapoalim, die dem israelischen Gewerkschaftsverbandes Histadrut gehört
1951 bis 1959 Verschiedene Ministerämter für die Mapai-Partei, u.a. Minister ohne Geschäftsbereich, Landwirtschaftsminister und Wohlfahrtsminister.
Fritz Naphtali stirbt am 30. April 1961 in Tel Aviv.
Nach Hans Jaeger, Fritz Naphtali, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 18, S. 730f.; Jehuda Riemer, Fritz (später Peretz) Naphtali, in: Manfred Asendorf u. Rolf von Bockel (Hrsg.), Demokratische Wege. Deutsche Lebensläufe aus fünf Jahrhunderten, Stuttgart u. Weimar 1997, S. 441–443. Ausführlich: Jehuda Riemer, Fritz Perez Naphtali. Sozialdemokrat und Zionist, Gerlingen 1991, auch in: Schriftenreihe des Minerva Instituts für deutsche Geschichte der Universität Tel Aviv, Band 12, Göttingen 1991.