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Biografien: Frieda Jahn

Gewerkschafterin im Widerstand gegen die NS-Diktatur

Frieda (genannt „Friedel“) Richter wird am 28. Februar 1904 in Dahlen/Sachsen als Kind des Eisenbahners Hermann Richter (ihre Mutter ist namentlich nicht bekannt) geboren. Zu einem unbekannten Zeitpunkt wird sie Mitglied der SPD. Durch die Arbeit beim Deutschen Eisenbahner Verband in Leipzig lernt sie Hans Jahn kennen. Am 3. Oktober 1932 heiraten sie beide und ziehen kurz darauf nach Berlin. 1934 wird ihr gemeinsames Kind Marion Jahn (1934-1984) geboren.

Gewerkschaftliche Arbeit

1930-1932: Stenotypistin beim Deutschen Eisenbahner Verband (DEV) bzw. beim Einheitsverband der Eisenbahner Deutschlands (EdED) in Leipzig

Nach 1933: Nach der Machtübernahme des NS-Regimes unterstützt Frieda Jahn aktiv den Widerstand. Während dieser Zeit taucht auch ihr Tarn-/Deckname Lisa in Briefen auf. Das Widerstandsnetzwerk, dem sie angehört, wird von Hans Jahn im engen Kontakt mit der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF) und dessen Generalsekretär Edo Fimmen organisiert. Die Gruppenmitglieder schleusen illegale Literatur nach Deutschland und sammeln Informationen über die Arbeits- und Lebensbedingungen bei der Deutschen Reichsbahn.

1935: Im Zuge der Ermittlungen gegen Frieda und Hans Jahn wird sie am 30. Juli 1935 kurzzeitig von der Gestapo verhaftet und verhört. Hans Jahn wird im Mai 1935 ins KZ Columbia verschleppt, aber bereits im Juni aufgrund eines Versehens wieder entlassen. Er flieht ins Ausland. Frieda Jahn löst die gemeinsame Wohnung in Berlin auf und flüchtet über die Niederlande und Antwerpen (Belgien) spätestens 1938 nach Luxemburg, wo das Ehepaar in Luxemburg-Stadt wohnt.

Nach 1935: Frieda Jahn setzt ihre Widerstandsarbeit fort: Von Luxemburg aus reist sie mehrfach nach Deutschland, um illegale Tätigkeiten des ITF-Netzwerkes zu koordinieren. Sie fertigt einen umfangreichen Bericht über die Stimmung in der deutschen Bevölkerung und über die Lebens- und Arbeitsbedingungen im Reichsgebiet an.

1940: Nach der deutschen Besetzung Luxemburgs flieht Hans Jahn über mehrere Stationen nach London. Frieda bleibt mit der erkrankten, nicht reisefähigen Tochter Marion zurück.

14. Mai 1940: Verhaftung Frieda Jahns

April 1942: Der Volksgerichtshof verurteilt Frieda Jahn beim gemeinsamen Prozess gegen sie, Wilhelm Bode und Arie Treuerniet wegen Beihilfe zur „Vorbereitung von Hochverrat“ zu einer Zuchthausstrafe von drei Jahren. Die folgenden Jahre verbringt sie in Einzelhaft in Gefängnissen in Luxemburg, Trier, Düsseldorf und Berlin-Moabit. Nach Ende ihrer Haftzeit wird sie ins KZ Ravensbrück verschleppt, wo sie Zwangsarbeit im Instandsetzungswerk und im Industriehof Cottbus leistet.

23. April 1945: Frieda Jahn wird durch die Rettungsaktion Weiße Busse des schwedischen Roten Kreuzes gemeinsam mit weiteren fast 7.400 Gefangenen nach Schweden überführt und somit gerettet.

Nach 1945: Es scheint, dass Frieda Jahn sich nicht mehr aktiv an der Gewerkschaftsarbeit beteiligt. Fotoaufnahmen belegen aber, dass sie bei der Neugründung der GdED vor Ort ist und 1948 mit zu einer ITF-Konferenz nach Oslo reist. Doch ihr weiterer Lebensweg nach 1945 ist unklar.

Frieda Jahn stirbt am 18. Februar 1984 in Frankfurt/Main.


Nach den Angaben auf der Internetseite der EVG: „Frieda ‚Friedel‘ Jahn – unersetzlich für den Widerstand der Eisenbahner:innen“

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