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Biografien: Elfriede Nebgen

Christliche Gewerkschafterin

Elfriede Nebgen wird am 11. April 1890 in Hildesheim geboren, wo sie auch aufwächst. Sie besucht die Höhere Schule, dann ein Internat in Lausanne. Anschließend studiert sie am Lehrerinnenseminar der Ursulinen in Duderstadt und wird dann Lehrerin in Posen. Nach Beginn des Ersten Weltkriegs wird zu sozialen Diensten in Straßburg und Metz verpflichtet. Dort lernt sie Adam Stegerwald, den Generalsekretär des Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften, kennen, der ihr Interesse an der Gewerkschaftsarbeit weckt. Daraufhin studiert sie ab 1916 an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster Nationalökonomie. 1921 schließt sie ihr Studium mit einer Doktorarbeit über die „Arbeit an der Synthese von Sozialismus und Katholizismus“ ab.

Gewerkschaftlicher Werdegang

1921–1933: Tätigkeit als Referentin in der Verwaltung des Vorstands der Christlichen Gewerkschaften in Berlin. Sie entwirft Reden für Stegerwald und Otte und schreibt Artikel für die Zeitschrift „Deutsche Arbeit“ und für das „Zentralblatt der christlichen Gewerkschaften“, dessen Schriftleitung sie 1930 übernimmt. Mit den 1923 und in erweiterter Fassung 1928 erschienenen Texten über „Die geistigen Grundlagen der christlich-nationalen Arbeiterbewegung“ leistet sie einen wichtigen Beitrag zur programmatischen Entwicklung dieses Zweigs der Gewerkschaftsbewegung. Außerdem gründet und leitet sie den Zentralwohlfahrtsausschuß der christlichen Arbeiterbewegung, der späteren Christlichen Arbeiterhilfe. Und sie wird in den 1920er Jahren zu einer wichtigen Mitarbeiterin Jakob Kaisers, des Landesgeschäftsführers der Christlichen Gewerkschaften in Rheinland und Westfalen.

1933–1945: Wohlfahrtsreferentin. Zusammen mit Jakob Kaiser wird sie im Widerstand aktiv; die beiden unterhalten Kontakte zu Widerstandsgruppen ehemaliger Gewerkschafter-und Gewerkschafterinnen und auch zum Goerdeler-Kreis. Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 kann Jakob Kaiser sich mit der Hilfe von E. Nebgen, Mina Amann und Clara Sahlberg in Babelsberg verstecken, so dass er der Verhaftung entgeht.

1945: Zusammen mit Jakob Kaiser bleibt sie in der Sowjetischen Besatzungszone und beteiligt sich am Aufbau der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands und des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes, der rasch unter den Einfluss der Kommunisten gerät.

1947: Zusammen mit Jakob Kaiser siedelt sie aus der Sowjetischen Besatzungszone in die Westzonen über.

1947 ff.: Bis zu seinem Tod im Jahre 1961 unterstützt sie Jakob Kaiser bei seiner politischen Arbeit in der Bundesrepublik Deutschland. 1953, nach dem Tod von Kaisers erster Frau, heiraten Jakob Kaiser und Elfriede Nebgen (fortan: E. Kaiser-Nebgen). Bis zu ihrem Tode arbeitet sie in der Bildungsarbeit der CDU, insbesondere im Adam-Stegerwald-Haus in Königswinter

Elfriede Kaiser-Nebgen stirbt am 22. Oktober 1983 in Berlin.

Elfriede Nebgen-Kaiser war keine Gewerkschafterin der ersten Reihe. Aber sie hat mir ihren wissenschaftlichen und journalistischen Beiträgen einen wesentlichen Beitrag zur Klärung der Programmatik der Christlichen Gewerkschaften geleistet. Außerdem hat sie ihre Ideen an die Führung der Christlichen Gewerkschaften, insbesondere an Jakob Kaiser, herangetragen, die davon vielfach direkt beeinflusst worden sind.


Nach den Angaben in: Tilman Mayer, Elfriede Nebgen (1890–1983). Christliche Gewerkschafterin, in: Günter Buchstab, Brigitte Kaff u. Hans-Otto Kleinmann (Hrsg.): Christliche Demokraten gegen Hitler. Aus Verfolgung und Widerstand zur Union, Freiburg im Breisgau 2004, S. 379–382

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