zurück
Studentinnen und Studenten beim „Ernte-Finale“: Kartoffelernte in einer LPG im Kreis Jüterbog, September 1962

Enteignungen und Kollektivierung: Wirtschaften nach Plan in der DDR

Die Wirtschaft im Osten wächst. Zwar nicht so schnell wie im Westen, dennoch fühlt sich die SED in ihrer Haltung bestärkt: Nach den Großbetrieben werden nun auch Klein- und Mittelbetriebe enteignet und die Landwirtschaft kollektiviert. Die Wirtschaftsziele werden ehrgeiziger. Doch Ende der 1950er Jahre schrumpfen die Wachstumsraten, der Plan gerät in Gefahr.

Die Wirtschaft in der DDR wird umstrukturiert, weitere Wirtschaftsbereiche werden staatlicher Kontrolle unterworfen. Nach der Umwandlung von Großbetrieben in Volkseigene Betriebe (VEB) werden ab Mitte der 1950er Jahre auch mittelständische Betriebe ganz oder teilweise enteignet. Handwerksbetriebe werden in Produktionsgenossenschaften zusammengefasst, industrielle Betriebe in Kombinaten vereinigt. Auch der Dienstleistungssektor wird kollektiviert: Nachdem die Banken bereits direkt nach dem Kriege verstaatlicht wurden, sind Anfang der 1950er Jahre Groß- und Einzelhandel dran. Der Großhandel wird in der nach Branchen organisierten Deutschen Handelszentrale zusammengefasst, der Einzelhandel in der Handelsorganisation (HO).

Gleiches gilt für die Landwirtschaft: Die Kollektivierung großbäuerlicher Betriebe geht weiter, Klein- und Mittelbetriebe werden in Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG) eingegliedert. Bauern, die den Eintritt in die LPG verweigern, werden entweder durch Drohungen dazu genötigt oder verhaftet. Nicht wenige ziehen die Konsequenz und fliehen in den Westen.

Die Wirtschaftspläne der frühen 1950er Jahre zielen vor allem auf die Ankurbelung der Schwerindustrie, der Chemieindustrie und der Energiewirtschaft. Der Schwerpunkt der Industrie wird von der Konsumgüter- zur Investitionsgüterindustrie verlagert. Doch schon bald zeigen sich Schwierigkeiten, die Pläne für die einzelnen Wirtschaftsbereiche abzustimmen und Rohstoffe, Arbeitskräftebedarf, Produktion und Nachfrage zu koordinieren. Außerdem muss die DDR hohe Reparationsleistungen für die Sowjetunion aufbringen. Sie büßt allein durch Demontagen bis 1954 rund 50 Prozent der bei Kriegsende noch vorhandenen industriellen Produktionsstätten ein. Dennoch wächst die Industrieproduktion in der DDR. Die staatlich gelenkte Planwirtschaft scheint sich zu bewähren.

Beflügelt von dem guten Ergebnis legt die SED im dem Siebenjahrplan (1959 bis 1965) noch ehrgeizigere Ziele fest. Doch Ende der 1950er/Anfang der 1960er Jahre gehen die Wachstumsraten zurück. Als sich zeigt, dass die Zielvorgaben nicht erreicht werden, wird der Plan 1961 revidiert und ein Neues System der Planung und Leitung (NÖS) eingeführt.