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Plakat des FDGB mit Werbung für die“ nationalen Streitkräfte“, 1952

Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund: Die Sozialstation der SED

Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund unterstützt von Anfang an das Gesellschaftssystem der DDR – sei es aus Überzeugung oder mangels Alternativen. Denn täte er dies nicht, wäre seine Existenz bedroht. Das SED-Regime lässt keine unabhängige Gewerkschaftsbewegung zu, die öffentliche Kritik üben oder gar Protestbewegungen mobilisieren könnte.

Sowohl personell als auch politisch-ideologisch sind FDGB- und SED-Führung eng miteinander verzahnt. Die führenden Positionen sind alle mit SED-Mitgliedern besetzt. Hinzu kommt, dass in der Wirtschafts- und Arbeitsmarktordnung der DDR einer Gewerkschaft ohnehin eine andere Rolle zugeschrieben wird als in einer Marktwirtschaft. Tarifverhandlungen sind nicht vorgesehen, weil die Interessen von Staat, Wirtschaft und Arbeitnehmern ohnehin gleich seien. Folgerichtig würden sich Arbeitskämpfe daher auch gegen die Interessen der Arbeitnehmer richten. 

Im Rahmen der Planaufstellung werden Gewerkschaften zwar gehört, doch Mindestlohn, Lohnordnungen und Arbeitszeitrahmen werden vom Staat gesetzt. Das gilt auch für den Bereich der Sozialpolitik. Gewiss hat der FDGB ein allgemeinpolitisches Mandat. Doch kann und will er dies nur im Rahmen der von der SED- und Staatsführung vorgegebenen Grenzen nutzen. So akzeptiert der erste FDGB-Vorsitzende, Herbert Warnke, in seiner Rede auf der 1. Parteikonferenz der SED 1950 nicht nur bereitwillig die „Anleitung“ durch die Partei, sondern er wirbt darum, dass alle FDGB-Mitglieder die SED als „die Vorhut der Arbeiterklasse, die Mutter aller Siege der Arbeiterschaft, die große Initiatorin des Zweijahresplans anerkennen.“ Der FDGB, seine zentrale Führung ebenso wie die regionalen und betrieblichen Organisationen und Gruppen, sind der SED nachgeordnet und setzen deren politische Linie in den Betrieben um.

Der FDGB entspricht also nicht dem Bild einer unabhängigen, auf freiwilliger Mitgliedschaft basierenden Gewerkschaft. Demensprechend skeptisch beurteilen viele Arbeitnehmer die Rolle des FDGB. FDGB und SED werden oft in „einen Topf geworfen“ und gleichermaßen kritisch beurteilt. Doch angesichts der vielen innerbetrieblichen und sozialen Aufgaben des FDGB, ist er dennoch ein wichtiger Ansprechpartner für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Von der betrieblichen Arbeitsorganisation über die betriebliche Sozialpolitik, die Sozialversicherung und die Wohnraumversorgung bis hin zur Freizeitgestaltung samt Ferienreise – am FDGB kommt man in der DDR nicht vorbei. Fast alle Beschäftigten sind Mitglied im FDGB, Hunderttausende engagieren sich ehrenamtlich in der Betriebs-, Kultur- und Sozialarbeit, die der FDGB mal alleine, mal zusammen mit anderen Massenorganisationen wie der Freien Deutschen Jugend (FDJ) oder der Volkssolidarität organisiert.

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