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Flugblatt der NSBO gegen SPD und Freie Gewerkschaften: „Lohnraub“, 30. Oktober 1931 und RGO-Flugblatt zur Mitgliederwerbung, um 1930

Liberale und Freie Gewerkschaften: Kurz und erfolglos: Vereinigungsdebatte

Die wirtschaftliche und politische Lage lässt die „etablierten” Gewerkschaften in den Jahren der Weltwirtschaftskrise näher zusammenrücken. Nach mehreren internen Vorstößen kommt es schließlich zu einem publizistischen Meinungsaustausch über die Frage einer gewerkschaftlichen Vereinigung.

Der Deutsche Metallarbeiter Verband (DMV) regt im Herbst 1931 in der „Metallarbeiterzeitung” eine „Verstärkung durch Vereinigung” an, sei doch unter dem Druck der politischen und wirtschaftlichen Krise ein Zusammenschluss der gewerkschaftlichen Kampffront die einzige Möglichkeit, mehr Einfluss zu gewinnen.

Die Hirsch-Dunckerschen Metaller antworten darauf in ihrer Zeitschrift „Regulator” mit „Drei Fragen”: So wünschenswert eine Aufhebung der Gewerkschaftsspaltung auch sei, so müsse doch geklärt werden, ob die parteipolitische Neutralität, die religiöse Meinungsfreiheit und der Kampf gegen die „kommunistisch-bolschewistische Revolutionstreiberei”, gegen ein klassenkämpferisches, reaktionäres Unternehmertum und für eine Steigerung der Lebenshaltung der Arbeiter als gemeinsame Grundprinzipien Anerkennung finden könne.

Auf diese Fragen antwortet die „Metallarbeiterzeitung” positiv. Den hohen Stellenwert, den der ADGB der Diskussion beimisst, unterstreicht wohl am deutlichsten die Tatsache, dass der Vorsitzende selbst in der „Gewerkschafts-Zeitung” das Wort ergreift: Leipart bekennt sich für den ADGB zu den Forderungen parteipolitischer und religiöser Neutralität. Er stellt die Gegenfrage, ob nicht Politik und Religion als gewerkschaftliches Problem vollends bedeutungslos würden, wenn sie bei der Agitation ausgeschaltet blieben. Und auch zur letzten Frage des „Regulator” nimmt Leipart positiv Stellung, so dass nach „seinem Urteil das Gemeinsame weitaus das Trennende” überwiegt. Zumindest zwischen ADGB und Gewerkvereinen bestünden „keine Gegensätze [. . .], die eine Aufrechterhaltung der Trennung rechtfertigen könnten”. Überdies erwartet Leipart, „daß eine Vereinigung der Gewerkschaften völlig neue Perspektiven für die Befestigung des republikanischen Staatswesens durch die Bildung eines umfassenden gesellschaftlichen und politischen Machtblocks böte”.

Noch vor dem Erscheinen von Leiparts Aufsatz schaltet sich auch der Christliche Metallarbeiter-Verband in die Diskussion ein. Für ihn ist die Stellungnahme des „Regulator” ein Beweis für die kritische Lage der an sich verdienstvollen Gewerkvereine, die durch das „Absterben der liberalen Idee” und die Finanzkrise der Unterstützungskassen der Gewerkvereine hervorgerufen sei. Auch der Aufruf des DMV wird als Zeichen der Schwäche der Freien Gewerkschaften gewertet, die den Verlust der Zugkraft marxistischer Ideen spürten. Eine Vereinigung mit den Freien Gewerkschaften sei unmöglich, denn taktische Gemeinsamkeiten könnten weltanschauliche Gegensätze nicht überbrücken. In der Folgezeit betonen die Christlichen Gewerkschaften erneut ihre weltanschauliche Eigenständigkeit.

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Zum Artikel "Vereinigungsdebatte": Ulrich Borsdorf, Hans O. Hemmer u. Martin Martiny (Hrsg.), Grundlagen der Einheitsgewerkschaft. Historische Dokumente und Materialien, Köln u. Frankfurt/M.1977, S.196 ff.