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Bild einer Arbeiterwohnung 1913

Situation der Arbeiterfamilien unter Bismarck: Unvorstellbar dieses Elend

Die Industrialisierung führt zu tiefgreifenden Veränderungen in der Gesellschaft. Tausende verlassen ihr Zuhause und ziehen in die Städte, um dort zu arbeiten. Sie sind entwurzelt und die Lebensbedingungen in den Städten sind schlecht. Es fehlt an allem, was es für ein menschenwürdiges Leben braucht.

Der Zuzug in die Städte bringt eine Reihe sozialer Probleme mit sich. Viele der aus ihren traditionellen Bindungen gerissenen Menschen finden sich in den Städten der Industriezentren schwer zurecht. Die Wohnsituation ist elend, die Wohnraumknappheit und wird rücksichtslos ausgenutzt: Kleine Wohnungen oder Zimmer werden an eine oder mehrere Personen vermietet, Schichtarbeiter teilen sich Schlafstellen stundenweise – zu Wucherpreisen.

Die Löhne sind miserabel – auch wenn sie je nach Branche, Beruf, Qualifikation, Ort und Geschlecht zum Teil erheblich variieren. Bei Krankheit, Arbeitslosigkeit und Alter ist die Verarmung unausweichlich. Hohe Lebensmittelpreise bei abnehmender Möglichkeit, als „Freizeitbauer” im eigenen Garten zur Selbstversorgung der Familie beizutragen, machen es vielen Arbeitern unmöglich, die Familie zu ernähren.  

Die Mitarbeit von Frau und Kindern ist daher oftmals die einzige Möglichkeit, den Lebensunterhalt der Familie zu sichern. Die Heimarbeit ist für viele ein Ausweg, Broterwerb und Familienarbeit miteinander zu vereinbaren.

Dass sich angesichts der engen Wohnverhältnisse  und der zum Teil katastrophalen Sanitäranlagen Krankheiten ausbreiten, verwundert nicht. Hinzu kommt die schlechte Ernährung. Die Folge: Mangelkrankheiten, wie Tuberkulose, sind weit verbreitet, schwere Magen- und Darmerkrankungen sowie Lungenentzündungen entwickeln sich zu „Volkskrankheiten“. Die Mütter-, Säuglings- und Kindersterblichkeit in den armen Unterschichten ist hoch.