Wilhelm Leuschner

Wilhelm Leuschner, geboren am 15. Juni 1890 in Bayreuth, erlernt nach dem Besuch der Volksschule das Handwerk des Holzbildhauers und arbeitet bis 1916 als Holzbildhauer in der Möbelindustrie. Danach ist er bis zum Ende des Krieges Soldat.

Sein politischer Werdegang:

1908 Eintritt in die Gewerkschaft und in die SPD

1909 Wahl zum Bezirksleiter des Zentralvereins der Bildhauer

1919 Wahl zum Vorsitzenden des Gewerkschaftskartells Darmstadt

1924 Mitglied des Hessischen Landtag für die SPD

1926 bis 1928 Bezirkssekretär des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) in Hessen

1928 bis 1933 Hessischer Innenminister. In diesem Amt veröffentlichte er die „Boxheimer Dokumente“, die nationalsozialistische Pläne für einen bewaffneten Umsturz belegten.

Januar 1933 Wahl zum stellvertretenden Vorsitzenden des ADGB, der ihn auch zum Arbeitervertreter im Verwaltungsrat des Internationalen Arbeitsamtes (IAA) in Genf ernennt.

Frühjahr 1933 Mitglied der Gruppe von gewerkschaftlichen Spitzenfunktionäre, die mit der Bildung des „Führerkreises der vereinigten Gewerkschaften“ das Überleben der Gewerkschaftsorganisation sichern wollen.

Mai/Juni 1933 Nach der Zerschlagung der Freien Gewerkschaften nimmt Leuschner – zusammen mit Robert Ley, dem Leiter der Deutschen Arbeitsfront – an den Sitzungen des IAA in Genf teil. Da Leuschner nicht im Sinne Leys für die internationale Anerkennung der DAF warb, wird er nach der Rückkehr in Deutschland verhaftet

1933/34 Einweisung in verschiedene Konzentrationslager. Nach der Entlassung betreibt Leuschner in Darmstadt eine kleine Fabrikation für Bierzapfhähne, in der auch Hermann Maaß, Ernst Schneppenhorst und Friedrich Ebert jun. Arbeiteten. Diese Firma verfügt u.a. über Patente für Druckleitungen, die für die Rüstungsproduktion von Interesse sind. Die Geschäftsreisen ermöglichen es ihm, unauffällig Kontakt zu früheren Gewerkschaftskollegen zu halten und zu Gegnern des NS-Regimes in militärischen Kreisen aufzubauen.

1939 Nach dem Kriegsbeginn erneute Inhaftierung im KZ Sachsenhausen; nach seiner Entlassung nimmt er die Verbindung zu unterschiedlichen Hitler-Gegnern wieder auf. Er hat Kontakt zum Kreisauer Kreis und zur Goerdeler-Gruppe.

16. August 1944 Leuschner wird erneut verhaftet

8. September 1944 Leuschner wird vom „Volksgerichtshof“ wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tode verurteilt

29. September 1944 Leuschner wird in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Sein viel zitiertes Vermächtnis für die Gründung einer neuen Gewerkschaftsbewegung lautete: “Schafft die Einheit!”

Siehe Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (Hrsg.), Der Freiheit verpflichtet, S. 202f.; zum Zitat Leuschners: G. Beier, Die illegale Reichsleitung, S. 83. Siehe auch detailliert: Axel Ulrich, Wilhelm Leuschner. Ein deutscher Widerstandskämpfer, Wiesbaden 2012.

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