Die Zahl der FDGB-Mitglieder steigt weiter an. 1963 zählt der FDGB 6,4 Millionen Mitglieder (davon 2,85 Millionen Frauen), 1968 sind es 6,8 Millionen (davon 3,1 Millionen Frauen) und im Jahr 1972 7,3 Millionen (davon 3,58 Millionen Frauen).
Von den 1962 erfassten fast sechs Millionen Beschäftigten sind 93,6 Prozent gewerkschaftlich organisiert. 1,6 Millionen Mitglieder nehmen ein ehrenamtliches Amt wahr (1963). Auch wenn diese Zahl nicht als Ausdruck eines ausgeprägten demokratischen innergewerkschaftlichen Lebens missverstanden werden darf, so deutet sie doch auf die hohe Bereitschaft hin, sich an der Gewerkschaftsarbeit aktiv zu beteiligen.
Beachtlich ist auch die Zahl der Vorstandmitglieder an der Spitze des FDGB: Auf dem 6. FDGB-Kongress im November 1963 wird der Bundesvorstand von 199 auf 233 Mitglieder vergrößert. Das Sekretariat, das die politischen Entscheidungen vorbereitet, wird von neun auf sechs Mitglieder verkleinert. Alle Mitglieder des Sekretariats haben ein SED-Parteibuch.
Auf dem 7. FDGB-Kongress im Mai 1968 wird mit Johanna Töpfer erstmals eine Frau zur Stellvertretenden FDGB-Vorsitzenden gewählt. Von den 1.980 Delegierten sind 948 Frauen, also 47,9 Prozent.
FDGB unter neuer Führung
Eine personelle, nicht aber politische Zäsur in der Geschichte des FDGB ist der Tod von Herbert Warnke. Von 1948 bis zu seinem Tod am 26. März 1975 steht er an der Spitze des FDGB. Sein Nachfolger wird am 28. April 1975 Harry Tisch. Er kommt nicht aus dem FDGB-Apparat, sondern hat eine SED-Karriere absolviert. Das zeigt einmal mehr, wie sehr SED und FDGB verschmolzen sind. Die Berufung von Harry Tisch und Johanna Töpfer in den Staatsrat der DDR, ist angesichts dieser Nähe fast schon die logische Konsequenz. 1975, zu seinem 30. Geburtstag, erhält der FDGB zum zweiten Mal in seiner Geschichte den Karl-Marx-Orden. Erich Honecker höchstpersönlich überreicht den Orden.