Jakob Kaiser

Jakob Kaiser, geboren am 8. Februar 1888 als Sohn eines Buchbindermeisters und Stadtkämmerers, wächst in Hammelburg/Unterfranken auf. Er macht eine Lehre im väterlichen Betrieb und tritt schon als Geselle in den Kolpingverein und in den Volksverein für das katholische Deutschland ein. In den ersten Monaten der nationalsozialistischen Diktatur unterhält er intensive Kontakte zu den Führungen der anderen Richtungsgewerkschaften. Zusammen mit Wilhelm Leuschner von den Freien Gewerkschaften, Ernst Lemmer von den Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereinen und Max Habermann vom Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verband handelt er die Bildung des Führerkreises der vereinigten Gewerkschaften aus – in der Hoffnung, damit das organisatorische Überleben der Gewerkschaften sichern zu können. Nach der „Gleichschaltung“ der Christlichen Gewerkschaften bemüht sich Kaiser, in Verhandlungen mit dem NS-Regime eine soziale Übergangsregelung für die Funktionäre der Gewerkschaften zu schaffen. Diese Tätigkeit ermöglicht es ihm, unauffällig den Kontakt zu zahlreichen ehemaligen Gewerkschaftern aufrechtzuerhalten. Außerdem steht er weiterhin in Verbindung zu Leuschner und Habermann und dem Sozialdemokraten Julius Leber, mit denen er in die Vorbereitung des Attentats vom 20. Juli 1944 eingebunden wird.

Sein politischer Werdegang:

Engagement in der Zentrumspartei und in den Christlichen Gewerkschaften

1924 Landesgeschäftsführer der Christlichen Gewerkschaften für Rheinland und Westfalen

März 1933 – bis November 1933 Mitglied des Reichstags für die Zentrumspartei

1938 Verhaftung durch die Nazis. Da man ihm aber keine landesverräterischen Beziehungen nachweisen kann, wird er wieder freigelassen.

1944 Nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler, in dessen konkrete Vorbereitung Kaiser nicht eingebunden ist, kann Kaiser untertauchen und sich bis zum Kriegsende verstecken.

1945 Mitbegründer der CDU in Berlin, die gegenüber der rheinischen CDU einen Führungsanspruch für das „Reich“ beansprucht.

1945 bis 1947 Nach der Spaltung der CDU entlang der Grenze zur Sowjetischen Besatzungszone wird Kaiser Vorsitzender der Ost-CDU.

1947 Kaiser wird als Vorsitzender der Ost-CDU abgesetzt und geht nach Westdeutschland.

1949 bis 1958 Vorsitzender der CDU-Sozialausschüsse

1950 bis 1961 Vorsitzender der Exil-CDU im Westen

1949 bis 1957 Minister für gesamtdeutsche Fragen unter der Kanzler Konrad Adenauers. Er gehört zu den innerparteilichen Kritikern von Adenauers Politik der Westbindung. Er sieht darin eine Gefährdung der Bemühungen um die Wiederherstellung der deutschen Einheit.

Jakob Kaiser stirbt am 7. Mai 1961 in Berlin.

Nach Tilman Mayer, Jakob Kaiser (1888-1961), in: G. Buchstab u.a. (Hrsg.), Christliche Demokraten gegen Hitler, S. 324-329; Gerhard Beier, Jakob Kaiser. Zwischen Einheit und Spaltung: Der gesamtdeutsche Kaiser, in: ders., Schulter an Schulter, Schritt für Schritt. Lebensläufe deutscher Gewerkschafter, Köln 1983, S. 108-113; ausführlich: Werner Conze, Elfriede Nebgen u. Erich Kosthorst, Jakob Kaiser, 4 Bde., Stuttgart 1967-1972.

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